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    01/2023
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    22.03.2023

Reisebericht MWC Barcelona 2023

(von Klaus M. Steinmaurer)

Wie schon im letzten Jahr waren Stefan Felder und ich heuer wieder am Mobile World Congress in Barcelona. Sonntag abends ging es mit der AUA-Maschine von Wien ab nach Barcelona. Auch Digitalisierungsstaatssekretär Florian Tursky war mit an Bord und wir konnten uns bereits am Abfluggate über das, was in den nächsten Tagen vor uns liegen würde, ein wenig austauschen.

Der erste große Unterschied zur letztjährigen Reise zeigte sich bereits deutlich bei der Ankunft in Barcelona. Es regnete heftig, aber was noch mehr zählte, es war ziemlich kalt. Wer, wie ich, schon öfters in Barcelona war, auch zu dieser Zeit, den musste das doch überraschen. Aber zurück zur Reise. Vom Flughafen ging es ins Hotel und, nachdem wir uns etwas frisch gemacht hatten, noch in die Stadt, wo wir am späteren Abend noch auf ein Glas Wein mit dem Staatssekretär, seinem Team, dem österreichischen Botschafter sowie Vertretern der österreichischen Wirtschaft zusammentrafen und uns über die Herausforderungen der Digitalisierung austauschen konnten.

Der nächste Tag begann mit einem frühen Frühstück und dann ging es mit der U-Bahn zum Messegelände. An dieser Stelle noch etwas zum besseren Verständnis. Barcelona klingt ja eigentlich toll, aber MWC bedeutet grundsätzlich Knochenarbeit. Also alles andere als Sonne, Strand und Meer!

Nachdem wir kurz im GSMA Ministerial Program eingecheckt hatten, ging es gleich weiter in die große Eventhalle, wo vor ausgewähltem Publikum in einer Keynote zur "Vision of an open Future!" referiert wurde. Der CEO der spanischen Telefonica, José María Álvarez-Pallete, zeichnete dabei das Bild eines offenen Ecosystems der Zukunft, in dem alle Bereiche der Digitalisierung kooperieren und damit zu einem großen Ganzen zum Vorteil aller verschmelzen. Eine interessante Vision, unklar nur, wer nach Sicht des Vortragenden am Ende den Lead in dieser Entwicklung haben würde. Trotz allen guten Willens der Beteiligten, in Zukunft zusammenarbeiten zu wollen, auch der Microsoft Chef bekräftigte dies in einem zugespielten Video, lassen viele Einzelinteressen das gezeichnete Bild nicht einfach zu erreichen erscheinen. Christel Heydemann, die neue Chefin von Orange, sprach dann vom Untergang des Abendlandes oder genauer davon, wie dieser zu verhindern ist. Die Antwort wäre ganz einfach: „Fair Share“ und alles wird gut. Ob die Antwort wirklich so einfach ist, bin ich mir nicht sicher, aber da die Diskussion dazu quasi den gesamten Kongress begleitete, war es möglich, sich in den folgenden beiden Tagen dazu schon einmal ein Bild zu machen. Auf Heydemann folgte die schon mit Spannung erwartete Rede von EU Kommissar Tierry Breton, der vom Beginn einer Revolution sprach und die zu erwartende Disruption für die Netzbetreiber, wie wir sie kennen, durch das Web 4.0 erwähnte. Um als Europa hier einen Führungsanspruch zu übernehmen, ist nach Ansicht von Breton auch zu überlegen, den Einfluss der US-Riesen im IT-Sektor einzudämmen. Dieser an sich in Europa aktuell nicht ganz neue Trend würde in Hinblick auf Netzwerkinfrastrukturen dann offenbar eine Beteiligung dieser OTT-Anbieter an den zukünftigen Investitionskosten rechtfertigen. Einen genauen Lösungsvorschlag lässt der Kommissar zwar vermissen, aber dazu gibt es zuerst einmal eine Konsultation, wie wir seit 23.02.2023 ja wissen.

Passend zum Thema hatten wir gleich im Anschluss die Gelegenheit, mit Markus Reinisch Vice President Public Policy Europe und Global Economic Policy, und Nina Cummins, Head of Connectivity & Access Policy | EMEA bei Meta, darüber zu diskutieren. Gewissermaßen ein wenig die Gegenrede zu dem, was wir von Breton und Heydemann gehört haben. Auf diese Gespräche folgten dann Standbesuche bei den Netzwerkherstellern ZTE und Nokia. Interessant dabei, dass, anders als noch im letzten Jahr, die Schwerpunkte der Präsentationen bei den Ausstattern generell auf die Themen Sicherheit und Nachhaltigkeit mit Schwerpunkt Energiesparen fokussiert waren. Auffällig vor allem bei Nokia, dass man heuer, neben einem sehr gelungenen, neuen Markenauftritt, auch interessante Antworten zum im letzten Jahr doch noch eher stiefmütterlich behandelten Thema O-Ran präsentieren konnte, die in naher Zukunft spannend werden könnten.

Bevor es dann für mich zum BEREC GSMA Round Table ging, musste noch ein Pressetermin eingeschoben werden, den wir bei knapp über 0 Grad mangels anderer Möglichkeiten im Freien absolvieren mussten. Aber so konnten Frau Steinbrenner von der "Presse" und ich gut und ungestört "frische" Gedanken austauschen, die dann schon am Abend druckfrisch nachzulesen waren. Der Round Table war dann wieder vom Thema Fair Share geprägt.

Der letzte Messe-Termin des ersten Tages war ein Gespräch gemeinsam mit Staatssekretär Tursky und der Europavorständin der DTAG sowie ein anschließender Standbesuch. Gemeinsam mit den Reguliererkollegen aus Griechenland sowie aus Polen und anderen Ländern wurde der offizielle Teil des Tages im Hafen von Barcelona mit einem Cocktail beschlossen. Von dort nicht zu spät mit dem Taxi zurück ins Hotel, wartete doch am nächsten Tag ebenfalls ein volles Programm auf uns.

Neben der Besichtigung des Huawei Standes, dessen Dimensionen in Halle 1 wieder alles andere sprengte, auch hier standen Sicherheit und Nachhaltigkeit ganz oben auf der Agenda, und neben nachmittäglichen Fachgesprächen zum Thema 26 GHz und, was sonst, Fair Share, konnten wir zwei besonders interessante Einblicke bekommen. Da war zum Ersten ein Termin mit AWS, wo sie uns ihre Rolle als Cloudanbieter in Zusammenarbeit mit Netzbetreibern anhand der Kooperation mit SwissCom erläuterten und wir uns auch über die darüberhinausgehende Bedeutung der Cloud in Zusammenhang mit Infrastruktur und Services der Zukunft ein Bild machen konnten. Leider war die Zeit viel zu kurz, sodass ich hoffe, in naher Zukunft noch mehr erfahren zu können. Hier könnte nämlich genau die Disruption passieren, von der Breton am Vortag gesprochen hat. Wobei noch unklar ist, wie sie am Ende aussieht und wer davon profitieren wird und wer verliert. Es gibt da auch ein Potenzial, bei dem viele etwas davon haben, vor allem die Konsument:innen, aber auch unsere Netzwerke. Es war schon sehr augenscheinlich, wie sehr bei allen wesentlichen Playern das Wort Kooperation im Vordergrund steht.

Ein weiteres Highlight am zweiten Messetag war der Besuch des Ericsson Standes, auf dem wir uns ein Bild über das, was wir von 6G erwarten können, machen konnten. Wie gesagt, wahrscheinlich stimmt es zumindest teilweise, wenn behauptet wird, dass 6G all das bringen wird, was 5G versprochen hat. Hier konnte man jedenfalls eindrücklich sehen, womit wir um 2030 dann rechnen können. In aller Kürze, die Digitalisierung kommt erst noch.

Der MWC 2023 hat wieder einmal gezeigt, dass

  •  sich die digitale Technologie viel schneller entwickelt, als wir uns das überhaupt vorstellen können,
  • Trends von gestern auch schnell wieder vergessen sein können und
  • Netzwerkinfrastruktur noch lange nicht wegzudenken ist, auch wenn sie oft im Vergleich zu tollen, neuen Features, Applications und Services etwas langweilig wirkt. Sie ist und bleibt der Schlüssel zum Erfolg oder Misserfolg in dem, was wir heute digitale Transformation nennen.

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