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  • Newsletter
    03/2022
  • Datum
    08.11.2022

RTR im Gespräch: Interview mit Konstantinos Masselos, BEREC Chair 2023

Konstantinos Masselos ist seit Anfang 2018 der Präsident der griechischen Kommission für Telekommunikation und Postdienste (EETT). Kommendes Jahr wird der Professor des Departments der Informatik und Telekommunikation und ehemaliger Rektor der Universität der Peloponnes BEREC als Chair vorsitzen. Im Interview  mit der RTR erzählt er über seine Motivation dahinter, über die Wichtigkeit der internationalen Arbeit und welche Punkte aus dem Arbeitsprogramm er für besonders erwähnenswert erachtet.1

Konstantinos Masselos von der griechischen EETT sitzt BEREC 2023 vor
© EETT

RTR: Herr Masselos, warum haben Sie sich entschieden, den Vorsitz von BEREC im Jahr 2023 zu übernehmen?

Konstantinos Masselos: Ich bin seit Anfang 2018 bei BEREC aktiv. Im Laufe der Jahre habe ich gerne mit meinen europäischen Kolleginnen und Kollegen zusammengearbeitet, um eine unabhängige, konsistente und qualitativ hochwertige Regulierung der digitalen Märkte zum Nutzen Europas und seiner Bürger:innen zu fördern. Die nationalen Regulierungsbehörden in ganz Europa arbeiten hart daran, eine einheitliche Anwendung des EU-Rechtsrahmens zu gewährleisten und einen effektiven Binnenmarkt im Telekommunikationssektor zu fördern, um Verbraucher:innen und Unternehmen noch größere Vorteile zu bieten.

BEREC arbeitet als Plattform, die alle europäischen Regulierungsbehörden nicht nur auf der Ebene der Geschäftsführer:innen, sondern auch und vor allem auf der Ebene der Expert:innen zusammenbringt. Damit wird auch die Koordinierung und der Austausch von Fachwissen in ganz Europa erleichtert. Die Zusammenarbeit in BEREC ist für alle Teilnehmer:innen und relevanten Interessengruppen von großem Nutzen.

Die wichtige Rolle, die BEREC auf den digitalen Märkten der EU spielt, sowie die kooperativen Arbeitsmethoden, die es anwendet, haben mein Interesse geweckt, mich für den Vorsitz 2023 zu bewerben.

Meiner Meinung nach besteht das Wesen des BEREC-Vorsitzes nicht darin, eine Art Autorität auszuüben, sondern die Zusammenarbeit zu koordinieren. Ich bin fest entschlossen, hart für BEREC zu arbeiten. Und ich schätze es, mit meinen europäischen Kolleginnen und Kollegen als Team zusammenzuarbeiten, um das BEREC-Arbeitsprogramm voranzubringen und unsere strategischen Ziele effizient zu erreichen. 

Ein Team ist wie ein Werkzeugkasten: Nicht ein einziges Werkzeug kann alle Aufgaben erfüllen, aber gemeinsam können sie es. Das ist genau das, was wir alle bei BEREC erleben! 

RTR: Warum ist internationale Arbeit so wichtig?

Konstantinos Masselos: Internationale Arbeit und Zusammenarbeit sind von entscheidender Bedeutung für die Förderung der digitalen Transformation mit all den Vorteilen, die dies für unsere Wirtschaft und Gesellschaft mit sich bringen wird. Digitale Märkte haben oft eine länderübergreifende Reichweite. Daher ist die internationale Zusammenarbeit der einzige Weg, um die Entwicklung und das optimale Funktionieren dieser Märkte zu gewährleisten

Die internationale Arbeit bereichert das Fachwissen der Beteiligten und ermöglicht es ihnen, auf nationaler Ebene effektiver zu arbeiten. Die internationale Arbeit trägt zur Qualität der Arbeit jeder einzelnen nationalen Regulierungsbehörde bei, indem sie bewährte Verfahren formuliert und verbreitet. Darüber hinaus unterstützt die internationale Arbeit harmonisierte Ansätze, die sowohl den Unternehmen als auch den Endnutzerinnen und Endnutzern zugutekommen.

RTR: Was sind die drei wichtigsten Dinge, an denen Sie während Ihres Vorsitzes im Jahr 2023 arbeiten möchten und warum

Konstantinos Masselos: Seit Anfang 2022 arbeiten wir innerhalb BERECs und mit unseren Stakeholdern eng zusammen, um das Arbeitsprogramm für 2023 zu formulieren. Unser Ausgangspunkt waren die strategischen Prioritäten von BEREC sowie die aktuellen und erwarteten Herausforderungen auf den digitalen Märkten.

Meiner Ansicht nach muss sich BERECs Arbeit für 2023 darauf konzentrieren, mehr Wissen über künftige digitale Technologien und die Entwicklung der digitalen Märkte zu erlangen und die regulatorischen Herausforderungen zu identifizieren, die sich daraus ergeben könnten. Darüber hinaus halte ich es für sehr wichtig, weitere Themen zu untersuchen, die für die Konnektivität mit sehr hoher Kapazität und die Befähigung der Endnutzer:innen entscheidend sind.

Rund 45 Projekte finden sich im Arbeitsprogramm. Einige davon sind Pflichtaufgaben, die wir jedes Jahr wiederholen, andere sind Fortführungen aus dem Jahr 2022. Wenn ich versuchen darf, die drei neuen Projekte für 2023 zu benennen, von denen ich erwarte, dass sie im nächsten Jahr hervorstechen werden, würde ich Folgendes sagen:

  1. Die zusätzlichen Arbeiten, die wir im Hinblick auf die "Migration zu Netzen mit sehr hoher Kapazität und den Prozess der Abschaltung von Kupfernetzen" vorhersehen. Die Regulierungsbehörden der Mitgliedstaaten müssen sicherstellen, dass der Stilllegungsprozess einen transparenten Zeitplan umfasst und die Verfügbarkeit alternativer Produkte von mindestens vergleichbarer Qualität gewährleisten, falls dies zur Wahrung des Wettbewerbs und der Rechte der Endnutzer:innen erforderlich ist. Im Laufe des Jahres 2023 wird BEREC dieses Thema weiter untersuchen und einen internen Workshop mit dem Schwerpunkt auf den Bedürfnissen der Endnutzer:innen abhalten.
  2. Eine Studie über "Cloud-basiertes Software-defined-Networking". Die durch die Cloud eingeführten Trends des "Software-defined Networking" und der "Hardware-Software-ization" erobern die gesamte Telekommunikationsbranche. Die Zeiten markengeschützter, spezialisierter Hardware gehören in rasantem Tempo der Vergangenheit an. Commodity-Server übernehmen selbst die traditionellsten und veralteten Funktionen von Telekom-Kernnetzen, indem sie diese abstrahieren und virtualisieren. BEREC plant eine Studie, um die aktuellen Trends bei der Entwicklung elektronischer Kommunikationsnetze und -dienste zu erfassen und mögliche regulatorische und politische Herausforderungen zu ermitteln, die sich daraus ergeben.
  3. Die Arbeit am "IP-Zusammenschaltungs-Ökosystem". Vor dem Hintergrund der jüngsten Diskussion über die Netzentgelte für Sender wird BEREC die Arbeit fortsetzen, um die Gründe für einen solchen Vorschlag unter Berücksichtigung der Marktentwicklungen der letzten Jahre und der von den verschiedenen Beteiligten getätigten Investitionen zu bewerten. BEREC wird auch die möglichen Auswirkungen eines solchen Vorschlags auf die Endnutzer:innen, den Wettbewerb und das Internet-Ökosystem analysieren. 

RTR: Wie sehen Sie BERECs Zukunft?

Konstantinos Masselos: Die digitalen Technologien verändern unsere Gesellschaft und Wirtschaft. Die Grenzen zwischen Produkten, Marktteilnehmer:innen, Nutzer:innen, Netzen und Technologien verschwinden oder verändern sich. Elektronische Kommunikationsnetze und -dienste verschmelzen mit Informationstechnologien und digitalen Märkten. Darüber hinaus werden der grüne Übergang und die Widerstandsfähigkeit der Netze zu Schlüsselzielen für die Zukunft. 

Unsere Aufgabe als Regulierungsbehörden besteht darin, einen für alle Beteiligten vorteilhaften Weg zu beschreiten, der fairen Wettbewerb, Innovation und vor allem Vertrauen gewährleistet. BEREC muss sich von einer Regulierungsbehörde für elektronische Kommunikation zu einer digitalen Regulierungsbehörde wandeln, um die künftige Entwicklung zu unterstützen. Als digitaler Regulierer muss BEREC eng mit den relevanten politischen Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern und Interessengruppen zusammenarbeiten, um die erfolgreiche Durchsetzung des Rechtsrahmens zu ermöglichen. Das Ziel muss es sein, eine faire, sichere und zugleich innovative europäische digitale Gesellschaft zum Nutzen unserer Bürger:innen aufzubauen.

RTR: Herzlichen Dank für das Gespräch!

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1 Das Interview wurde vom Englischen ins Deutsche übersetzt.


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