3.1.3 Marktdaten

Obschon davon auszugehen ist, dass die expansive Teilnehmerentwicklung am Mobilfunkmarkt die Nachfrage nach Festnetzanschlüssen dämpft, ist, in 64-kbit/s-Äquivalenten gemessen, ein leichter Zuwachs der nachgefragten Übertragungskapazität zu verzeichnen. Bei näherer Betrachtung zeigt sich, dass die Veränderung je nach Anschlusstechnologie sehr unterschiedlich ausfällt.

 

 

Der leichte Rückgang bei den analogen Telefonanschlüssen (POTS) um 5 Prozent ist durch den kräftigen Anstieg bei den ISDN- und Multi-ISDN-Anschlüssen gemessen in 64-kbit/s-Äquivalenten mehr als kompensiert worden (vgl. Abb. 20). Zieht man jedoch die Anzahl der Anschlüsse heran, ergibt sich nur bei ISDN-Anschlüssen ein moderater Zuwachs.

Entwicklung POTs bzw. ISDN und Multi-ISDN in 64-kbit/s-Äquivalenten per 31.12.1999 und 31.12.2000

Zeigte der Umsatz am Festnetzmarkt für das Jahr 1998 (+ 3,6%) noch eine Aufwärtsentwicklung, so lässt sich für den Beobachtungszeitraum 1999 und 2000 ein Absinken (-3,4% bzw. -8,7%) feststellen.

  Der Umsatzrückgang erklärt sich durch weiterhin branchenweit fallende Tarife bei gleichzeitig in etwa gleich bleibenden bis leicht rückläufigen Verkehrsmengen.

Umsatzentwicklung am Festnetzmarkt 1997-2000

Eines der gebräuchlichsten Konzentrationsmaße stellt der Hirschman-Herfindahl-Index dar, der sich als Summe der Quadrate der Merkmalsbeträge (hier konkret der Marktanteile in %) errechnet: Der Wert dieses Index liegt zwischen 0 und 10.000. Ein Wert nahe bei 0 steht für eine niedrige Konzentration und tritt bei einer großen Anzahl von Marktteilnehmern, die annähernd gleich groß sind, ein. Der größte Wert des Index liegt bei 10.000 und bedeutet, dass es einen monopolistischen Anbieter gibt und somit vollständige Konzentration des Merkmalsbetrages vorliegt.

Hirschman-Herfindahl-Index für feste Sprachtelefonie

Hirschman-Herfindahl-Index nach Gesprächsdistanzen - Festnetz

Viele neue Anbieter und deren Zugewinn von Marktanteilen spiegeln sich auch in einer abnehmenden Konzentration am Festnetzmarkt wider. Von Konzentration auf einem Markt wird dann gesprochen, wenn zu einem bestimmten Zeitpunkt fast der gesamte Merkmalsbetrag (etwa Umsatz, Teilnehmerzahlen, Verkehrswerte) auf wenige Anbieter oder stark asymmetrisch auf die einzelnen Anbieter verteilt ist.

Der in Abb. 22 abgebildete HHI weist für die einzelnen Merkmalsbeträge Umsatz, Gesprächsminuten und Teilnehmer im Zeitablauf unterschiedlich stark fallende Konzentrationsraten aus. Die hohe Konzentration bei den Teilnehmern verwundert nicht, weil die überwiegende Mehrzahl der Anschlüsse bei der Telekom Austria konzentriert ist und nur wenige alternative Netzbetreiber über ein eigenes Zugangsnetz verfügen, das es ihnen ermöglicht, Teilnehmer direkt anzuschließen. Die niedrige Konzentrationsrate bei den Verkehrsminuten lässt sich in erster Linie auf die Verbindungsnetzbetreiber zurückführen, deren Kunden nicht als Teilnehmer gezählt werden, die aber große Verkehrsmengen über ihre Netze führen. Die Konzentrationsrate des Umsatzes sinkt etwa in dem Ausmaß, in dem Verkehrsleistungen auch von anderen Betreibern erbracht werden; der Umsatz aus den monatlichen Grundentgelten und den Herstellungsentgelten verbleibt allerdings weiterhin dem Teilnehmernetzbetreiber.

Differenziert man bei den Verkehrsminuten nach Gesprächsdistanzen, so zeigen sich verhältnismäßig höhere Marktanteile der VNBs und damit einhergehend eine geringere Marktkonzentration für Gespräche in die Fernzone bzw. für Auslandsgespräche. Daraus kann man folgern, dass die Kunden alternative Netzbetreiber für Telefonate in die Fernzone bzw. ins Ausland überproportional stark heranziehen, was nicht zuletzt auf deren teilweise substanziell günstigeren Tarife zurückzuführen ist. Die nachhaltigen Tarifsenkungen weisen darauf hin, dass die Preissetzungsmacht des ehemaligen Monopolisten gerade in diesem Bereich zu Tarifen führte, die sehr hohe Gewinnspannen einschlossen.

 

Die Einführung der Carrier Selection, der Auswahl eines alternativen Netzbetreibers mittels vierstelligen Codes, führte in den ersten Jahren der Liberalisierung zu einer drastischen Senkung der Endkundentarife und zeigte damit die deutlichste Auswirkung der Liberalisierung im Festnetz. Sie zählt daher zu den wesentlichen Instrumenten der Liberalisierung des Marktes, weil sie rasch Wettbewerb einführt und alternative Netzbetreiber in den Markt lässt, die selbst über keine eigene Infrastruktur verfügen. Da sie auf die bestehende Infrastruktur der Telekom Austria zurückgreifen können, können sie ihre Dienste rasch anbieten, ohne langwierig vorher ein eigenes flächendeckendes Netz zu errichten. Im Jahr 2000 ist es zweifellos zu einer Marktbereinigung der Verbindungsnetzbetreiber gekommen, kleinere Unternehmen konnten sich in diesem wettbewerbsintensiven Markt nicht behaupten.

In welchem Umfang alternative Netzbetreiber (Verbindungs- und Teilnehmernetzbetreiber) im Jahr 2000 in den einzelnen Gesprächssegmenten der Festnetztelefonie reüssieren konnten, zeigt Abb. 24, die den jeweiligen Marktanteilsmittelwert (nach Gesprächsdistanz) der sieben umsatzstärksten Betreiber für das Jahr 2000 darstellt.

Ein weiteres wichtiges Instrument zur Förderung des Wettbewerbs wurde mit der Betreibervorauswahl (CPS, Carrier Pre-Selection) in Österreich eingeführt, die dem Kunden das Wählen der vierstelligen Vorauswahl erspart. Damit hat die Regulierungsbehörde für die alternativen Netzbetreiber die Möglichkeit geschaffen, dass Kunden dauerhaft alle ihre Gespräche über ihr Netz führen können und damit auch die Beziehung zum Kunden verstärkt werden kann. Mittels CPS ist es für den Kunden nicht mehr notwendig, einen vierstelligen Code einzugeben, um seine Gespräche über einen ANB zu führen, vielmehr werden alle Gespräche (Ausnahme: Dienstenummern und Nummern im öffentlichen Interesse) über den vorausgewählten Betreiber abgewickelt. Die Betreibervorauswahl wurde in Österreich, wie Abb. 25 zeigt, sehr gut angenommen.




  Regional National Ausland
  (in %) (in %) (in %)
Telekom Austria 81,5 81,6 62,2
UTA 3,7 3,4 5,8
tele2 3,4 2,3 4,6
tele.ring 3,0 3,0 4,5
Telekabel 1,6 0,6 1,7
CyberTron mit 1066 (MIT) 1,3 1,8 3,1
RSL COM (NewTelco) 1,1 1,1 6,4
Sonstige 4,4 6,2 11,7

Bis Ende 2000 entschieden sich bereits 190.000 Teilnehmer, dauerhaft über einen alternativen Netzbetreiber zu telefonieren. Die Werte für das Jahr 2001 wurden geschätzt. Der private Zugang ins Internet über das Festnetz hat sich in den letzten Jahren grundlegend gewandelt. Bis vor einigen Jahren erfolgte die Verbindung zwischen einem Haushalt und dem Internet Service Provider fast ausschließlich mittels Einwahl über die Telefonleitung mit niedrigbitratiger Übertragung (bei analogen Anschlüssen max. 56 kbit/s, bei ISDN 64 bzw 128 kbit/s). Ab Ende 1999 wurde auch ein schneller Internet-Zugang über ADSL angeboten (512 kbit/s in Richtung zum Endkunden) – weiter gehende technische Informationen finden sich im Kapitel 6.4.3.

Mit der Zunahme von Diensten, die höhere Datentransferraten erfordern, und mit den gestiegenen Erwartungen der Benutzer entwickelte sich im Jahr 2000 der Markt für breitbandigen Zugang sehr erfreulich:

Laut Angaben der Telekom Austria hatten 53.900 ihrer Kunden einen ADSL-Zugang (März 2001), im November 2000 konnte auf Basis der rasch fortschreitenden Netzadaptierungen ADSL bereits an 75% der Teilnehmer angeboten werden. Mit ADSL erreicht man bis zu zehn Mal schnellere Übertragungsraten als mit üblichen Modems. Damit auch bezüglich dieser Zugangsart der Markt für andere Anbieter geöffnet wird, kam es nach Intervention der RTR-GmbH zu einer Einigung zwischen der Vereinigung der Internet Service Provider („ISPA“) und der Telekom Austria (siehe Info-Box 9: ISPA-ADSL-Angebot).

 

Kabelfernsehbetreiber offerieren ihren Kunden vor allem in Wien und anderen Landeshauptstädten über ihre Kabelfernsehnetze auch einen schnellen breitbandigen Zugang ins Internet. Als größter Anbieter tritt UPC Telekabel unter dem Namen Chello auf, der laut eigenen Angaben im März 2001 über 113.000 Kunden verfügte.

Im Jahr 2000 haben die Gesprächsminuten bei den meisten Betreibern zugenommen; insgesamt betrug das Gesamtwachstum 2000 nach den Angaben der Betreiber rund 30%. Diese Rate dürfte das tatsächliche Wachstum aber deutlich unterschätzen, da in der zweiten Jahreshälfte die Online-Minuten verstärkt über den Verbindungsnetzbetrieb geführt wurden und nicht von allen Betreibern eine korrekte Zuordnung der Verkehrsmengen bzw. Umsätze zu Online-Diensten vorgenommen wurde. Dennoch lässt sich feststellen, dass der Anteil der Telekom Austria an den Online-Gesprächsminuten im Jahr 2000 fiel.

Der Jahresumsatz 2000 auf Basis der Kunden und der Preise der Telekom Austria für ADSL wird auf rund 10 Millionen Euro geschätzt. Auf Basis der Kundenanzahl von Chello wird ein Monatsumsatz von etwa 4 Millionen Euro am Ende des Jahres 2000 angenommen (wobei von einem Anteil von 10% Studenten ausgegangen wird, die den reduzierten Studententarif erhalten). Für die anderen Betreiber liegen für das Jahr 2000 keine exakten Angaben über Umsätze vor, ihr Anteil dürfte jedoch noch gering sein.

 
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