4.2.4.2 Marktentwicklung

Die Zunahme der Bedeutung des Internetsektors in Österreich lässt sich anhand von Abb. 76 veranschaulichen; demnach hat sich zwischen Ende 1996 und Ende 2001 die Gesamtzahl der Internet-Nutzer beinahe versechsfacht. Die rasche Ausweitung des Nutzerkreises und der damit einhergehende rasante Diffusionsverlauf der Internet-Technologie sind auf mehrere Faktoren zurückzuführen:

  • Die Unmittelbarkeit des Zugriffs und die Fülle der zur Verfügung gestellten Daten ermöglicht dem Nutzer, gewünschte Informationen unabhängig von Zeit und Raum in Echtzeit abrufen zu können. So können sowohl Privatpersonen und Vereine als auch die öffentliche Verwaltung ihre Informationen ins Internet stellen. Firmen sind in der Lage, Produktneuheiten über das Internet vorzustellen und Angebote in ihrer jeweiligen Aktualität potenziellen Verbrauchern unmittelbar zu kommunizieren. Die Konsumenten ihrerseits können zeitsparend Produkte verschiedener Anbieter vergleichen und bei deutlich besserem Informationsstand ihre Entscheidungen treffen. In ökonomischer Hinsicht bringt das Internet somit eine bedeutende Reduktion der Transaktionskosten.
  • Die Interaktivität des Internet erschließt neue Formen der zwischenmenschlichen Kommunikation. Die Möglichkeit zur simultanen Kommunikation in themenabhängigen elektronischen Foren ("chat room") sowie die Möglichkeit zur Inanspruchnahme verschiedener Dienste, wie kostenlose Versendung von E-Mail und SMS, stellen für viele Konsumenten einen entscheidenden Grund für einen Internetanschluss dar.
 

 

  • Eine besondere Anziehungskraft des Internets auf Nutzer und potenzielle Nutzer geht auch von der Multimedialität der Internetangebote aus. Die Bedeutung dieser Verwendungsmöglichkeit des Internet wird mit der Verbreitung breitbandiger Zugangstechnologien, wie Kabel und DSL, noch weiter steigen. Die höhere Übertragungsgeschwindigkeit dieser Technologien macht sich insbesondere beim Herunterladen von Videos, Musik, Radio- und Fernsehprogrammen ("streaming media") sowie umfangreicher Software bemerkbar. Im Gegensatz zur schmalbandigen Übertragungstechnik ermöglichen sie insbesondere auch echtzeitkritische Anwendungen wie interaktive Spiele, Tele-Learning, Video-Konferenzen oder Produktpräsentationen.
  • Schließlich erhält die Diffusion der Internettechnologie eine besondere Dynamik durch so genannte positive Externalitäten. Darunter versteht man, dass der Nutzen und damit die Attraktivität des betrachteten Gutes im Wesentlichen mit der Anzahl der an das Netzwerk angeschlossenen Teilnehmer steigt. Als bestes Beispiel lässt sich in diesem Zusammenhang die Kommunikation via E-Mail ins Treffen führen, deren Wert entscheidend von der Zahl der über einen Netzzugang verfügenden Personen abhängt. Jeder Teilnehmer verschafft durch den Netzanschluss nicht nur sich selbst einen Nutzen, sondern stiftet über die Verbesserung seiner Erreichbarkeit auch einen Nutzen für alle anderen Teilnehmer und verstärkt dadurch den Diffusionsprozess der Technologie.

Abb. 76: Internetnutzung seit 1996


Eine aktuelle Untersuchung der häufigsten Formen der Internetnutzung bestätigt die oben genannten nachfrageseitigen Antriebskräfte der Internet-Diffusion. Annähernd 60 % der Nutzer greifen auf das Internet als Medium zwecks Informationsrecherche zu einem bestimmten Thema zurück. Im Aggregat betrachtet findet das Internet allerdings seine häufigste Verwendung für diverse Formen der interaktiven Kommunikation, wie Versendung von privaten und beruflichen E-Mails, SMS, das Aufsuchen von virtuellen Gesprächsforen usw. Eine Analyse der Internetnutzung nach Altersgruppen zeigt, dass sich Anwendungen, wie Versendung von SMS, das Aufsuchen von "chat rooms" sowie das Downloaden von Musik, besonderer Beliebtheit bei Jugendlichen erfreuen und mit steigendem Alter die Nutzungsintensität dieser Verwendungsmöglichkeiten deutlich abnimmt. Während die Abwicklung von Bankgeschäften auf elektronischem Wege sich allmählich durchzusetzen beginnt, hat der Warenhandel über Internet, das so genannte Online-Shopping, noch relativ geringe Bedeutung. Ein entscheidender Beitrag zur sicheren Abwicklung und damit höheren Attraktivität des e-Commerce wird von der elektronischen Signatur erwartet.

Die Nutzung des Internet zeigt überdies eine eindeutige Korrelation mit demografischen Merkmalen, wie Geschlecht, Berufsgruppenzugehörigkeit und Nettoeinkommen. Männer greifen stärker auf das Internet zurück als Frauen, wobei der Anteil der weiblichen Internetnutzer in den letzten Jahren konstant gestiegen ist. Während im Jahr 1997 noch mehr als doppelt so viele Männer wie Frauen mit dem Internet vertraut waren, beträgt die gegenwärtige Aufteilung der Nutzer zwischen männlich und weiblich 57 zu 43 % (vgl. Abb. 77).

Aufschlussreich erweist sich auch eine Beobachtung des Nutzungsverhaltens nach Kriterien wie Berufs- und Altersgruppen, Einkommensklassen oder (Aus-)Bildungsniveau: So ist der Anteil der Internetnutzer unter den Studenten mit 95 % der mit Abstand höchste. Keine andere Bevölkerungsgruppe weist einen annähernd so hohen Verbreitungsgrad in Sachen Internet auf; es folgen leitende Angestellte, selbstständig Erwerbstätige und Angestellte in nicht leitender Position. Signifikant niedriger liegt der Anteil der Internetnutzer bei Hausfrauen und Pensionisten mit einem Anteil von 24 respektive 9 %. Über die Zeit betrachtet lässt sich erkennen, dass die Internetnutzung in allen Berufsgruppen – wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß – angestiegen ist.

Diese zum Teil sehr unterschiedlichen Werte für einzelne soziodemografische Gruppen kann bzw. muss man als Indikator lesen, dass das Schlagwort vom "Digital Divide" mehr als nur ein Schlagwort ist.

 


Dahinter verbirgt sich die reale Gefahr, dass sich aufgrund der Nichtnutzung (die allzu oft in einem Nichtzugang begründet ist) dieses neuen Mediums eine gesellschaftliche Kluft zwischen jenen Bevölkerungsgruppen auftut, die sich dem beständig zunehmenden Veränderungsdruck (ermutigt) stellen können und jenen Menschen, die vor der Beschleunigung der Umweltveränderung, vor der zunehmenden Digitalisierung kapitulieren.

Gleichsam als Verdeutlichung und als Konsequenz lässt sich (heute schon) folgender Zusammenhang zeigen: Es besteht ein eindeutiger Konnex zwischen dem Nettoeinkommen eines Haushaltes und der Vertrautheit im Umgang mit dem Internet (vgl. Abb. 78). Mit zunehmender Höhe des Nettoeinkommens sind Internet-Zugänge häufiger verfügbar und der Umgang mit dem Internet erscheint selbstverständlicher. Wie der Vergleich zum Vorjahreszeitraum zeigt, bleibt dieser Zusammenhang über den Zeitverlauf stabil bzw. tendiert gegenwärtig dazu, sich zu verschärfen.

Abb. 77: Struktur der Internet-Nutzer

Abb. 78: Internetnutzung nach Einkommensgruppen

 
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