4.2.4.3 Tarife

ISPs bieten in der Regel verschiedene Entgeltmodelle an, um ein möglichst breites Spektrum an Kundenbedürfnissen abzudecken. Damit soll der Tatsache Rechnung getragen werden, dass Kunden das Internet in unterschiedlichem Maße nutzen und verschiedene Zahlungsbereitschaften aufweisen. Eine breit differenzierte Tarifstruktur berücksichtigt diese Individualität von Nutzern in stärkerem Maße und kann Zahlungsbereitschaften besser entsprechen. Die Preisdifferenzierung ergibt sich beim Zugang zum Internet hauptsächlich durch folgende vier Bereiche:

  • zeitliche Merkmale (z. B. Minutenpreis Peak und Off-Peak),
  • quantitative Merkmale (z. B. Freiminuten bei größerem Zeitvolumen),
  • technische Merkmale (z. B. Anschlusstechnologie, Downloadvolumen),
  • zusätzliche Services (z.B. unterschiedliche Webspaces, E-Mail).

Bei Bereitstellung des Internetzugangs über Wählverbindung basieren die Entgeltmodelle zumeist völlig analog zur Sprachtelefonie auf einer zweiteiligen Tarifstruktur mit einem nutzungsunabhängigen Fixbetrag und einer nutzungsabhängigen, variablen Komponente.

Im Bereich der breitbandigen Anschlüsse sind die vorherrschenden Tarifmodelle so genannte "flat rates". Bei den "flat rates" handelt es sich um ein monatliches Pauschalentgelt, das den Zugang zum Internet mit bestimmter Bandbreite gewährt und vom übertragenen Datenvolumen unabhängig ist. Der Gefahr einer übermäßigen Nutzung des Internetzugangs, die durch die prinzipiell nutzungsunabhängige Entgeltberechnung bei einem Pauschaltarif entsteht, begegnen die ISPs mit der Einziehung von Download-Obergrenzen, bei deren Überschreiten zusätzliche Entgelte anfallen.

"Flat rates" kommt aus Sicht der Kunden der Vorteil zu, dass die Kosten für die Internetnutzung im Voraus kalkulierbar sind und keine Überlegungen über ein zeitperiodenabhängiges Nutzungsverhalten angestellt werden müssen. Sofern Kunden ein relativ gleichmäßiges und zugleich intensives Nutzungsverhalten an den Tag legen, können "flat rates" im Verhältnis zu anderen Tarifmodellen erhebliche Kosteneinsparungen mit sich bringen. Der Nachteil von "flat rates" liegt aus Nachfragerperspektive in erster Linie im Auslastungsrisiko: Wenn ein Kunde den Internetzugang nicht nutzt, muss er dennoch bezahlen; außerdem können bei ungleichmäßiger und geringer Nutzung vergleichsweise hohe Durchschnittskosten anfallen. "Flat rates" bieten auch den ISPs Vorteile, da sie eine sichere Plankalkulation in Bezug auf die zu erwartenden Erlöse erlauben, einen geringen Abrechnungsaufwand verursachen und wenig Erklärungsbedarf für die Rechnungskomponenten nach sich ziehen. Wenn die Zugangsentgelte im Voraus von den Kunden erhoben werden, kann zudem der Forderungsausfall niedrig gehalten werden.

 

 

Die Nachteile der "flat rates" liegen aus Sicht der Carrier darin, dass sie den verschwenderischen Umgang mit Netzressourcen fördern, die Unterschiede von kundenspezifisch variierenden Zahlungsbereitschaften nicht ausschöpfen und, damit verbunden, kaum Impulse zur Steuerung der Art und des Zeitpunktes der Nachfrage von Internetdiensten möglich sind. Falls durch "flat rates" die Nachfrage immens steigen sollte, könnte dies dazu führen, dass nicht nur in der Geschäftszeit Kapazitätsengpässe auftreten.

Abb. 79 zeigt eine Gegenüberstellung der Online-Tarife, wie sie bei Herstellung der Internetverbindung über Einwahlzugang (Wählverbindung) für ein Zeitvolumen von 10 beziehungsweise 30 Stunden verrechnet werden, und den "flat rates", wie sie typischerweise bei breitbandigem Internetzugang angeboten werden. Innerhalb dieser Vergleichskategorien wird jeweils der niedrigste und der höchste am Markt gebotene Tarif sowie der Tarifmittelwert über alle ISPs dargestellt. So ist es beispielsweise möglich, beim günstigsten ISP zu einem Entgelt von € 7 zehn Stunden im Internet zu surfen, wohingegen der teuerste € 31,10 verrechnet und im Branchenmittel € 16 in Rechnung gestellt werden. Die große Spannweite innerhalb der Vergleichskategorien lässt sich beim Einwahlzugang zum Teil auf den zusätzlichen Anfall von Anmelde- und monatlichen Grundtarifen zurückführen, zum Teil auch auf die unterschiedlich großen Webspaces, die von den einzelnen ISPs auf ihren Servern für die Homepages der Kunden bereitgestellt werden. Ebenso sind die Preisdifferenziale bei den "flat rates" mit dem variierenden Umfang der gewährten Webspaces sowie mit Beschränkungen beim Datentransfer zu erklären.

Aus Abb. 79 geht hervor, dass sich für Nutzer, die auf die Internetdienstleistungen eines preislich im Mittelfeld liegenden ISP zurückgreifen, bereits ab einem Zeitvolumen von mehr als 30 Stunden der Wechsel zu einem ADSL-Anbieter allein aus Kostengründen lohnt.

Abb. 79: Vergleich der Tarife für Schmalband- und Breitbandinternet

 
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