Testbetrieb für digitales terrestrisches Fernsehen und interaktive MHP-Applikationen
Die Moosbachers sind „digital“

Familie Moosbacher war gleich begeistert. Schon beim ersten Einschalten des Fernsehers. Obwohl sie weiterhin ihre alte Hausantenne und den vor fünf Jahren gekauften Fernseher benutzten, war das Bild auf einmal gestochen scharf und der Ton glasklar. Und das war nur die erste in einer ganzen Reihe von Überraschungen, mit denen „ihr neues Fernsehen“ Familie Moosbacher seither verblüfft. Denn, ie Franz Moosbacher im Kollegenkreis zu sagen pflegt, „die Familie ist jetzt digital!“

Das Familienoberhaupt hatte sich vor kurzem entschlossen, ein neues Angebot für den Fernsehempfang zu nutzen, das nun in seiner Heimatstadt Graz zur Verfügung steht: DVB-T, kurz für Digital Video Broadcasting-Terrestrial. Oder einfacher gesagt: Die Moosbachers empfangen ihre gewohnten Fernsehprogramme weiterhin mit der Antenne, aber nun in digitaler Qualität. Bisher waren mit dem Antennenempfang oft Bildstörungen verbunden. Damit hatte es jetzt ein Ende.

Doch der digitale Fernsehempfang bietet den Mossbachers viel mehr. Der völlig neuartige Videotext, mit dem man sogar per Fernbedienung einkaufen kann, erstaunt die Familie noch immer. Die Fachleute nennen das „MHP-Portal“ oder „Digitalen Datendienst“, weil sie den Begriff „Videotext“ für das schöne, neue Produkt nicht so recht treffend finden. Nicht nur, dass dessen grafische Gestaltung im Stil von Internet-Seiten mitsamt Fotos sehr viel attraktiver ist als früher. Man muss bei der Lektüre nun nicht einmal mehr auf das Fernsehbild verzichten! Es läuft im verkleinerten Maßstab in einer Ecke des Bildschirmes weiter.
Franz hat sich trotzdem dafür entschieden, das Ganze einfach als seinen „digitalen Videotext“ zu bezeichnen. Übersichtliche Inhaltsmenüs lassen sich einfach mit den Pfeiltasten auf der Fernbedienung ansteuern und bieten unter anderem Hintergrundinformationen zu laufenden Sendungen, aktuelle Nachrichten, Wettervorhersagen oder Kulturtipps. Erst gestern hatten Franz und seine Frau eine Kunstausstellung in Graz angesehen, weil die Fotos einiger Werke im digitalen Videotext großen Geschmack auf den Besuch gemacht hatten. Sogar eine komplette Programmzeitschrift
mitsamt Fotos ist verfügbar. Bald wird man hier sogar schon richtige Filmausschnitte sehen können.

Doch eine völlig neue Welt hat sich den Moosbachers mit dem geöffnet, was die Fernsehleute als den Beginn einer multimedialen, fernsehbasierenden Weiterentwicklung einer Mediengeneration bezeichnen, die sich aus dem bisherigen Videotext ableitet. Damit ist es jetzt zum Beispiel möglich, einfach per Fernbedienung seine Meinung zu Sendungen abzugeben, sich an Zuschauerumfragen zu aktuellen Themen zu beteiligen und dabei gleichzeitig zu sehen, wie die anderen Zuschauer mehrheitlich abstimmen. Sogar Waren können bestellt oder Prospekte zu dem neuen Auto aus der Werbung angefordert werden. Franz schließt jetzt besonders gern direkt am Fernseher Wetten auf die Bundesliga-Spiele des kommenden Wochenendes ab. Für diesen Dienst eines großen Wettveranstalters hat er sich registrieren lassen und eine Geheimzahl bekommen, die er zusammen mit seinem Wett-Tipp einfach in die Fernbedienung eingibt und absendet. Seine 12-jährige Tochter Sophia dagegen hat eine Leidenschaft für die Musiksendung am Nachmittag entwickelt. Im digitalen Videotext wählt sie dabei aus einer langen Liste ihren derzeitigen Lieblingstitel aus und wünscht ihn sich mit Hilfe der Fernbedienung. Meist dauert es nur ein paar Minuten, bis der Videoclip in der Sendung gespielt wird. Und alle ihre Freundinnen, die das Programm eingeschaltet haben, können am Bildrand sogar lesen, dass Sophia diesen Titel ausgewählt hat.