6.2.4.2 Verschiedene Typen von Teilnehmeranschlüssen

Im Bereich der Sprachtelefonie werden zwei Anschlusstypen unterschieden: einerseits die "gewöhnlichen" analogen Anschlüsse ("Plain Old Telephone Service", POTS), deren Anteil österreichweit etwa 90 % ausmacht, und andererseits die digitalen ISDN-Anschlüsse. Bei ISDN-Anschlüssen erfolgt die Analog-/Digital-wandlung der Sprache bereits im Endgerät, wohingegen bei POTS-Anschlüssen die Signale auf der Teilnehmerleitung analog übertragen werden und die Analog-/Digitalwandlung erst in der, dem Anschluss zugeordneten Vermittlungsstelle erfolgt.

ISDN-Anschlüsse werden in zwei Ausführungsformen angeboten; einerseits als ISDN-Basisanschluss (ISDN-BA) und andererseits als ISDN-Primäranschluss
(ISDN-PRA). Der Basisanschluss besteht aus zwei voneinander unabhängigen Nutzkanälen
(B-Kanälen) zu je 64 kbit/s, die zur Übermittlung von Sprache, Fax oder Daten benutzt werden können, sowie einem Signalisierungskanal
(D-Kanal) zu 16 kbit/s, der unter anderem den Verbindungsaufbau steuert. Der Basisanschluss wird vor allem von Klein- und Mittelunternehmen sowie von Privatkunden mit gehobenen Ansprüchen benutzt, beispielsweise ist hier eine Sprachverbindung parallel zu einem aktiven Internetzugang möglich. Der Primäranschluss besteht aus 30 voneinander unabhängigen Nutzkanälen (B-Kanälen) zu je 64 kbit/s sowie einem Signalisierungskanal (D-Kanal) zu 64 kbit/s. Der Primäranschluss wird dazu benutzt, große Unternehmen, die über eigene Telefonnebenstellenanlagen (PABX) verfügen, mit Sprachtelefonie zu versorgen.

Da die Digitalisierung der Vermittlungsstellen des Telekom-Austria-Telefonnetzes seit Beginn des Jahres 2000 abgeschlossen ist, stehen allen POTS- und ISDN-Kunden eine Vielzahl an Leistungsmerkmalen wie beispielsweise
"Call Waiting" (Anklopfen), "Call Forwarding" (Rufumleitung) oder "Call Completion Busy Subscriber" (Anrufwiederholung bei besetztem Teilnehmer) offen, wobei die Leistungsmerkmale bei ISDN wegen des immer parallel zu den Nutzkanälen verfügbaren Signalisierungskanals umfangreicher sind.

 

 


Zuletzt wurde das im ISDN bzw. in mobilen Netzen übliche Leistungsmerkmal CLIP, bei welchem dem angerufenen Teilnehmer die Rufnummer des Anrufers angezeigt wird, auch für POTS-Teilnehmer verfügbar (wenn das vorhandene Endgerät diesbezüglich keine Unterstützung bietet, kann dafür ein kleines Zusatzgerät eingesetzt werden).

Wie bereits erwähnt, waren im Gegensatz zu den "digitalen" Vermittlungsstellen der Gegenwart, in der Vergangenheit im Netz der Telekom Austria solche mit analogen Koppelfeldern und geringerer Endkundenfunktionalität in Verwendung. Im Übergangszeitraum hat sich für die analogen Anschlüsse der digitalen Telekom-Austria-Vermittlungsstellen teilweise leider die Bezeichnung "digitale Leitung" bzw. "digitaler Anschluss" eingebürgert, was technisch nicht korrekt ist und gelegentlich zu Missverständnissen führt.

Wie oben dargestellt, steht diese Bezeichnung im technischen Sinn nur den ISDN-Anschlüssen zu. Bei POTS-Anschlüssen, in denen im Frequenzbereich über dem analogen Sprachsignal zusätzlich neue Systeme zur Datenübertragung realisiert werden (z.B. ADSL), besteht die (Nutzung der) Leitung aus einem analogen und einem digitalen Anteil. Letzterer wird allerdings noch vor der Teilnehmervermittlungsstelle auf ein getrenntes Datennetz ausgekoppelt, aus Sicht des Sprachnetzes bleibt es eine "analoge Leitung".

     
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