6.2.4.7 Entbündelung

Bei der Entbündelung unterscheidet man

  • Vollentbündelung (inkl. Variante Teilentbündelung)
  • "Shared Use"

Bei der Vollentbündelung wird die gesamte Kupferdoppelader (CuDA) vom Teilnehmer bis zur Vermittlungsstelle der Telekom Austria zur ausschließlichen Nutzung an den Entbündelungspartner übergeben. Bei Teilentbündelung gilt dies für Teilstrecken, in der Regel solche vom Teilnehmer bis zu einem bestimmten Punkt auf dem Weg zur Vermittlungsstelle.

Bei "Shared Use" teilen sich die Telekom Austria und der Entbündelungspartner den bei Teilnehmeranschlussleitungen technisch nutzbaren Frequenzbereich auf einer CuDA, wobei dem Entbündelungspartner die höheren Frequenzen, der Telekom Austria die niedrigeren, die heute bereits für die Sprachübertragung genutzt werden, zugeordnet werden.

Die folgenden Ausführungen beziehen sich auf die Voll- bzw. Teilentbündelung, die den Schwerpunkt der im Berichtszeitraum abgewickelten Entbündelungsverfahren bildete. Zum Verständnis der zugrunde liegenden technischen Abläufe, wird die Leitungsinfrastruktur im Teilnehmeranschlussbereich im Netz der Telekom Austria überblicksmäßig dargestellt.

Obwohl man von der "Teilnehmeranschlussleitung" bzw. von der CuDA spricht, stellt man bei genauerer Untersuchung fest, dass von einer Vermittlungsstelle keine durchgehende Zweidrahtleitung bis zum Endkunden führt. Vielmehr besteht der Anschlussbereich aus mehreren elektrisch gekoppelten Teilstücken. Der als linientechnisches Netz bezeichnete Teil (der seinerseits wieder in Abschnitte gegliedert ist) führt von der Vermittlungsstelle bis zum Hausverteiler, wo die so genannte Hausverkabelung als letzter Abschnitt der Teilnehmeranschlussleitung bis zur Telefondose im Haus bzw. in der Wohnung des Endkunden anschließt.

Das linientechnische Netz beginnt mit dicken Kabeln (z.B. 1200-paarig) im Bereich der Vermittlungsstellen, die dann auf dem Weg zum Hausverteiler in mehreren Etappen auf dünnere Kabel aufgeteilt werden. Man unterscheidet ein starres Netz und das Schaltnetz. Während im starren Netz die Aufteilung der Kabel in Erdmuffen ohne spätere Änderungsmöglichkeit realisiert wird, werden die Kabelverzweigungen im Schaltnetz in Verteilerschränken realisiert. Sowohl Leitungen des amtseitigen als auch jene des teilnehmerseitigen (Erd-)Kabels werden auf einer Verteilerleiste zugänglich gemacht. Zwischen den beiden Verteilerleisten können Verbindungen einfach hergestellt bzw. geändert werden ("Rangierung"). Man spricht von Linienverzweigern bzw. Kabelverzweigern. Von letzteren führen die Kabel zum Hausverteiler. In großen Gebäuden werden innerhalb eines Hauses bzw. einer (Wohnhaus)-Anlage noch zusätzliche Stockwerksverteiler eingesetzt, bevor die letzte Leitung zur Teilnehmerdose führt.

 

 

Im Gebäude der Vermittlungsstelle werden die einzelnen Leitungen (Drähte) in den Kabeln, die vom Vermittlungssystem und von den Teilnehmern kommen, jeweils an einem Verteiler zugänglich gemacht. Die Verteilerelemente sind einmal waagrecht und einmal senkrecht montiert. Von der waagrechten Seite des Hauptverteilers (HVt) führen kunststoffisolierte Kabel zu den Teilnehmerschaltungen des Vermittlungssystems, von der senkrechten Seite des HVt gehen kunststoffisolierte Kabel in den Muffenraum im Kellergeschoss, wo der Übergang zu den Erdkabeln hergestellt wird. Die Rangierung einzelner Teilnehmeranschlussleitungen (TASL) erfolgt stets zwischen der senkrechten und der waagrechten Seite des HVt. Ab Kabeleinführung im Vermittlungsstellengebäude sind in Abb. 101 die möglichen Schaltstellen bis zum Kunden dargestellt.

Bei Vollentbündelung wird die zu entbündelnde TASL von der waagrechten Hauptverteilerleiste mittels eines Übergabekabels zum Übergabeverteiler geführt, wo der Verantwortungsbereich des Entbündelungspartners beginnt. Befindet sich der Übergabeverteiler im Gebäude der Telekom Austria, spricht man von Kollokation. Bei Raumknappheit gibt es auch die Variante der Nutzung von Containern, die am Grundstück der Telekom Austria ("Outdoor Container") oder auch in der unmittelbaren Nachbarschaft aufgestellt werden ("Street Cabinet"). Eine letzte Möglichkeit besteht in der so genannten "passiven Verlängerung", beispielsweise bis zu Wohnungen bzw. Kellerräumen in der unmittelbaren Umgebung, die vom Entbündelungspartner angemietet wurden.

Technisch wesentlich komplexer gestaltet sich die Realisierung einer Teilentbündelung. Im Rahmen dieser Ausführung kann die Vielzahl der möglichen Probleme, die von den baulichen Gegebenheiten bzw. der Ausführungsform der betreffenden Schaltstelle im konkreten Einzelfall bedingt sein können, nicht dargestellt werden. Zentrale Frage ist, wie die Übergabe des zu entbündelnden Stückes der TASL an der vom Entbündelungspartner gewünschten Schaltstelle (Linienverzweiger, Kabelverzweiger, Hausverteiler, Stockwerksverteiler) erfolgen kann, ohne dass es zu einer Beeinträchtigung der restlichen Leitungsinfrastruktur der Telekom Austria kommt. Allgemein lässt sich sagen, dass eine Indoor-Teilentbündelung (das heißt, die betreffende Schaltstelle befindet sich innerhalb eines Gebäudes) in der Regel weniger komplex ist als eine Outdoor-Entbündelung. Als Beispiel sei ein Outdoor Kabelverzweiger angeführt, wo in der Regel erst ein mechanischer Zugang (Bohrung) für die Rangierkabel bzw. die Kabel des Entbündelungspartner geschaffen werden muss, der im Anschluss feuchtigkeitsdicht wieder verschlossen werden müsste. Darüber hinaus befinden sich solche Verteiler im öffentlichen Bereich nicht immer an Stellen, wo ohne Probleme ein weiterer Verteilerschrank des Entbündelungspartners errichtet werden kann. Ein komplexes Problemfeld ist auch der Bereich des Blitz- und Überspannungsschutzes, wo bestehende Schutzmaßnahmen durch eine Entbündelung nicht beeinträchtigt werden dürfen. Die bisherige Praxis zeigt auch, dass die Teilentbündelungsvariante in der Praxis (derzeit) keine Bedeutung hat.

Abb. 101: Teilnehmerzugangsnetz der Telekom Austria
     
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