Hochkarätig besetzte Tagung der RTR zu den Herausforderungen für Österreichs Medien- und Telekom-Branche im internationalen Wettbewerb
Digitale Medien und Telekommunikationsinfrastrukturen sind längst untrennbar miteinander verbunden – und jeweils Schauplatz eines immer härteren Wettbewerbs. Nationale Akteurinnen und Akteure stehen global agierenden Technologie-Giganten gegenüber, die auf heimische Investitionen in Netze und Inhalte aufbauen, um darauf eigene Geschäftsmodelle umzusetzen. Welche Herausforderungen sich daraus für Österreichs Medien- und Telekombranche ergeben, stand im Mittelpunkt der Tagung „Alte Stärken – neue Mächte: Zukunft der Konvergenz von Medien, Telekom und Plattformen“, die die beiden RTR-Fachbereiche 'Medien' sowie 'Telekommunikation und Post' am 11. November gemeinsam in Wien ausrichteten. Dazu kamen hochkarätige Expertinnen und Experten aus Österreich, Deutschland und der Schweiz zusammen.
In ihren Eröffnungsstatements betonten die Geschäftsführer der RTR die weiter zunehmende, strategische Bedeutung von Infrastruktur und Kommunikation für die digitale Zukunft. „Wir müssen die Begriffe Kommunikation und Infrastruktur in ihrer ganzen Komplexität denken“, erklärte Dr. Klaus M. Steinmaurer, Geschäftsführer RTR.Telekom.Post. Die Telekommunikations-Infrastruktur sei das Rückgrat der Digitalisierung – ohne sie wären viele globale Plattformen bloß eine Idee geblieben.
Auch Mag. Wolfgang Struber, Geschäftsführer RTR Medien, verwies auf eine gefährliche Schieflage: „Während Werbegelder in Milliardenhöhe an große US-Konzerne abfließen, kämpfen österreichische Medienhäuser mit Innovationskraft und mit Unterstützung durch Förderungen um ihre Zukunft." Diese Entwicklung bedrohe nicht nur die wirtschaftliche Basis der Branche, sondern auch Medienvielfalt und demokratische Diskursräume.
Dr.in Cara Schwarz-Schilling, Direktorin des Wissenschaftlichen Institutes für Infrastruktur und Kommunikationsdienste in Deutschland, präsentierte aktuelle Zahlen zur amerikanischen und asiatischen Dominanz bei Cloud-Diensten und zur Nutzung Künstlicher Intelligenz in der österreichischen Wirtschaft. Zu Letzterem liegt der Kommunikations- und Informationssektor mit über 60 Prozent der Unternehmen an der Spitze – ein Hinweis darauf, wie stark digitale Werkzeuge bereits in den Alltag dieser Branche integriert sind.
Andreas Gall, Chief Digital Officer bei d&b Audiotechnik und CEO von Human-Centric-Innovators, betonte in seinem Vortrag die Notwendigkeit eines ganzheitlichen Medienverständnisses. „Zukunftsrelevant zu bleiben, bedeutet nicht nur, moderne Technologien zu nutzen, sondern auch, Menschen vor Manipulation und Missbrauch digitaler Informationen zu schützen“, so Gall.
In der anschließenden Podiumsdiskussion unter Leitung von Moderatorin Elke Rock wurde die gesamteuropäische Dimension der Herausforderungen sichtbar.
Mit Claus Grewenig (VAUNET, Deutschland), Corinna Milborn (Pro7Sat1Puls4), Anna Pirhofer (Boston Consulting Group), Christian Schalt (RTL Radio Deutschland), Alexander Scheuer (Deutsche Telekom) und Florian Tursky (Vodafone Institut)
diskutierten hochrangige Vertreterinnen und Vertreter aus Medien, Telekommunikation und Digitalwirtschaft über faire Wettbewerbsbedingungen, neue Infrastrukturen und regulatorische Strategien.
Sorge bereitet insbesondere die Abhängigkeit Europas von globalen Plattformen sowie die drohende Erosion nationaler Medienmärkte durch KI-gestützte Datenökonomien. Auch die zunehmende Kontrolle über Zugangsnetze durch außereuropäische Anbieter, etwa im Bereich satellitengestützter Systeme, wurde kritisch beleuchtet. Diese Konzentration von Marktmacht stelle eine Gefahr für die digitale Souveränität Europas dar.
Das Ziel sei klar: faire, gesamteuropäische Lösungen, die Innovation ermöglichen, ohne Vielfalt, Qualität und demokratische Kontrolle zu gefährden. Die RTR-Tagung verdeutlichte, dass die Zukunft der Medien- und Telekombranche nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch eine gesellschaftliche und politische Frage ist – eine, die jedenfalls im europäischen Schulterschluss zu beantworten sind.