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    05/2025
  • Datum
    11.12.2025

Medienkompetenzbericht 2025: Austausch, Aufklärung und Strategien gegen Desinformation

Die RTR Medien beleuchtete bei der diesjährigen Medienkompetenz-Veranstaltung zentrale Ergebnisse des Medienkompetenzberichts 2025 und diskutiert gemeinsam mit Expert:innen wirksame Maßnahmen zur Stärkung von Medienkompetenz und zur Prävention von Desinformation.

v.l. 1. Reihe vorne: Eva Wackenreuther, MA (ORF), Mag. Ulrike Schiesser (Bundesstelle für Sektenfragen); 2. Reihe hinten: Markus Schwinghammer, BA, BA (DisinfoConsulting), Prof. Mag. Dr. Marian Adolf (FHWien der WKW), Mag. Alen Velagić, BA (Medientrainer), Mag. Dr. Alice Krieger-Schromm (Verein Jugendmedienschutz), Johanna Franek, MA (Teamleiterin Servicestelle Medienkompetenz), Andreas Kunigk (Mediensprecher RTR Medien und KommAustria) © RTR/Christian Lendl

„Kann das stimmen, Papa?“ – mit dieser auf den ersten Blick einfachen, auf den zweiten jedoch anspruchsvollen und zugleich zentralen Frage, die Marian Adolf, Professor im Department of Communication der FHWien der WKW, in die Runde warf, beendete Moderator Andreas Kunigk die Paneldiskussion der diesjährigen Medienkompetenz-Veranstaltung. 

Die Frage stand sinnbildlich für das Thema des Tages: Wie wir als Gesellschaft, Vertrauen und Orientierung in einer immer komplexeren Informationslandschaft finden. Medienkompetenz wurde dabei einmal mehr als unverzichtbarer Pfeiler einer funktionierenden Demokratie sichtbar, als Fähigkeit, die gestärkt, vermittelt und fest in der Bildungs- und Gesellschaftsstruktur verankert werden muss. Erkenntnisse, die sich seit der Erstveröffentlichung des Medienkompetenz-Berichts im Jahr 2022 durch alle RTR-Medienkompetenz-Veranstaltungen ziehen.

Mittlerweile zeigt eine Vielzahl an Initiativen und Angeboten in Österreich, dass diese Botschaft zunehmend in der Gesellschaft angekommen ist: sowohl aufseiten der Unternehmen, die entsprechende Programme entwickeln, als auch bei den Bürger:innen, die diese Angebote aktiv nachfragen.

Die diesjährige Veranstaltung am 13. November knüpft genau an dieser Erkenntnis an. „Informiert statt manipuliert – Wie gelingt Medienkompetenz in der Informationsflut?“, mit diesem Titel führt die Veranstaltung jene Diskussion fort, die bereits im aktuellen Medienkompetenz-Bericht „Informiert oder manipuliert – Medienkompetenz als gesellschaftlicher Auftrag“ angestoßen wird: „Was wird unter Desinformation verstanden?“, „Wie tritt sie auf und welche Wirkmechanismen entfaltet sie?“  und vor allem „Welche Strategien und Unterstützungsangebote braucht es, um der Gesellschaft einen resilienten Umgang mit desinformativen Inhalten zu ermöglichen?“

Mit dem Fokusthema Desinformation nimmt sich die RTR-GmbH mit dieser Veranstaltung diesem gesellschaftlichen Auftrag an, denn wie Marian Adolf in seiner Rede zu Beginn der Veranstaltung deutlich machte: „Es geht bei Desinformation nicht um ein Detailproblem der digitalen Kommunikationsordnung, es geht letztlich um die Zukunft unseres Zusammenlebens“. Gehen wir diesem gesellschaftlichen Auftrag also nicht nach, steht unser zukünftiges Zusammenleben auf dem Spiel.

Eine Person steht am Rednerpult und präsentiert vor einem sitzenden Publikum; daneben zeigt ein großer Bildschirm eine RTR-Präsentationsfolie.
Begrüßung durch Andreas Kunigk, Moderator der Veranstaltung, und Johanna Franek, MA, Teamleiterin der Servicestelle Medienkompetenz (hier im Bild zu sehen). © RTR/Christian Lendl

Nach den einleitenden Worten und der Begrüßung durch Andreas Kunigk, Mediensprecher der RTR Medien und KommAustria sowie erneut Moderator der Veranstaltung, und Johanna Franek, MA, Teamleiterin der Servicestelle Medienkompetenz, vertiefte Marian Adolf die zentrale Problematik: Wir können nicht alles wissen und sind daher darauf angewiesen, anderen Menschen und deren Expertise zu vertrauen. Wird dieses Vertrauen jedoch durch gezielt verbreitete Desinformation erschüttert, kann dies weitreichende Folgen für unser gesellschaftliches Zusammenleben haben.  Wie dieses Vertrauen trotz dieser Gefahr aufrechterhalten werden kann, zeigten anschließend drei Expert:innen aus der Praxis auf.

Eine Person steht am Rednerpult, spricht gestikulierend und blickt ins Publikum; vor sich ein Laptop und Mikrofone.
Mag. Alen Velagić, BA © RTR/Christian Lendl

Mag. Alen Velagić, BA, unter anderem Medientrainer für Safer Internet, berichtete aus seiner Praxis mit unterschiedlichen Altersgruppen, wo zentrale Defizite liegen und welche Strategien er seinen Teilnehmer:innen vermittelt. Trotz eines zunehmend umfangreichen Workshop-Angebots appelliert Velagić, diese Angebote weiter auszubauen. Besonders jungen Menschen müsse mehr Raum zum Ausprobieren, Reflektieren und bewussten Erfahren digitaler Inhalte gegeben werden: Was habe ich gerade auf dieser Plattform gesehen? Wie fühle ich mich dabei? Und was bedeutet das für mich? Diese Fragen, so Velagić, sollten sich Menschen jeden Alters immer wieder stellen, um ihre Medienkompetenz langfristig zu stärken.

Eine Person steht am Rednerpult, lächelt und spricht in ein Mikrofon; vor sich ein Laptop und Unterlagen.
Markus Schwinghammer, BA BA © RTR/Christian Lendl

„Ich möchte, dass die gesamte Gesellschaft Teil einer resilienten Struktur gegen Informationsmanipulation wird.“ Dieses Anliegen verfolgen Markus Schwinghammer, BA BA, Lead Analyst und zuvor im Bundeskanzleramt für die Desinformationsabwehr tätig, und sein Businesspartner Vivian Lösch mit ihrem Unternehmen DisinfoConsulting. Gesamtgesellschaftliche Resilienz müsse, so Schwinghammer, bewusst aufgebaut werden und dafür brauche es eine klare Strategie sowie einen Notfallplan. Nur so könne verhindert werden, dass Unternehmen oder NGOs hilflos reagieren, wenn sie zur Zielscheibe einer gezielten Desinformationskampagne werden.

Eine Person steht auf dem Podium mit Mikrofon und spricht vor einem Publikum; auf dem Bildschirm ist der Titel „Motive und Hintergründe von Desinformation“ zu sehen.
Mag. Ulrike Schiesser © RTR/Christian Lendl

Mit einem Blick auf die Akteur:innen hinter Desinformation und die psychologischen Mechanismen, die sie nutzen, rundete Mag. Ulrike Schiesser, Geschäftsführung der Bundesstelle für Sektenfragen, die Präsentationsreihe ab. Sie machte deutlich, dass sich die Motive der Desinformations-Szene spürbar verändert haben: Während der Corona-Pandemie dominierten vor allem politische Beweggründe, heute rücken zunehmend monetäre Interessen in den Vordergrund. Angst zu schüren, Feindbilder zu schaffen und anschließend vermeintliche Lösungen anzubieten, sei längst zu einem lukrativen Geschäftsmodell geworden. Ein wirksamer Gegenhebel könne daher das Sperren von Konten sein, weil das Geschäftsmodell darunter direkt leiden würde.

„Desinformation funktioniert, weil sie psychologische Schwachstellen ausnutzt“, betonte Schiesser. Für viele Menschen sei es schwer, solchen Botschaften zu widerstehen. Nicht zuletzt, weil sie in persönlichen Krisenmomenten oft Trost oder einfache Erklärungen bieten.

Zum Abschluss schlug sie den gedanklichen Bogen zurück zu jener Frage, die Marian Adolf gleich zu Beginn der Veranstaltung aufgeworfen hatte: Wem vertraue ich und wie entsteht Vertrauen überhaupt?

Den Abschluss der Veranstaltung bildete ein hochkarätig besetztes Panel mit Alice Krieger-Schromm, Geschäftsstellenleiterin des Vereins Jugendmedienschutz, Eva Wackenreuther aus dem ORF im Bereich Verifikation und Faktencheck, sowie Marian Adolf, Professor am Department of Communication der FHWien der WKW. Gemeinsam diskutierten sie die Leitfrage, wie Menschen im Umgang mit Desinformation gestärkt werden können, ohne dabei Vertrauen in Medien und Demokratie zu verlieren.

v.l. Andreas Kunigk (Moderator), Prof. Mag. Dr. Marian Adolf (FH-Professor, Department of Communication an der FHWien der WKW), Eva Wackenreuther, MA (Verifikationsjournalistin bei ORF defacto), Mag. Dr. Alice Krieger-Schromm (Geschäftsstellenleiterin des Vereins Jugendmedienschutz) © RTR/Christian Lendl

Die Expert:innen betonten gleich zu Beginn: Medienkompetenz ist keine Altersfrage – sie betrifft uns alle. Das rasante Wachstum sozialer Medien und der tiefgreifende Wandel des klassischen Mediensystems haben unsere Informationsökologie nachhaltig verändert. Da heute jede:r aktiv wie passiv am gesellschaftlichen Wissensprozess teilnimmt, geht zunehmend die Kontrolle über Inhalte verloren.

Eine Person mit Headset-Mikrofon sitzt auf dem Podium und spricht gestikulierend während einer Diskussion.
Mag. Dr. Alice Krieger-Schromm © RTR/Christian Lendl

Eine medienkompetente Gesellschaft, so der Konsens des Panels, kann nur durch Zusammenarbeit entstehen. Desinformation ist längst kein lokales Phänomen mehr, sondern das Produkt international vernetzter Gruppen, die die Überforderung vieler Menschen in einer Zeit permanenter Informationsflut gezielt ausnutzen. Trotz der strengen österreichischen Richtlinien und etablierten Selbstkontrollmechanismen – wie von Alice Krieger-Schromm hervorgehoben – braucht es zusätzlich mehr Medienpädagogik und vor allem niedrigschwellige, aufmerksamkeitsstarke Formate, um unterschiedliche Bevölkerungsgruppen resilienter gegenüber Falschinformationen zu machen.

Wie alle Expert:innen unterstrichen, verschwimmen die Grenzen zwischen Realität und Manipulation zunehmend. Daher darf die Verantwortung nicht auf Einzelpersonen abgewälzt werden. Notwendig seien systematische, präventive Maßnahmen, um Menschen wirksam vor Desinformation zu schützen.

Zwei Personen sitzen in einem Gespräch auf dem Podium und diskutieren miteinander; beide tragen Headset-Mikrofone.
Andreas Kunigk (links im Bild) im Gespräch mit Prof. Mag. Dr. Marian Adolf (rechts im Bild) © RTR/Christian Lendl

Während Kinder häufig bemerkenswerte Fähigkeiten im Erkennen von Deepfakes zeigen, verfügen Erwachsene über ein besseres Verständnis des Mediensystems, seiner Strukturen und Zusammenhänge. Doch echte Medienkompetenz kann nur gemeinsam gelingen. Oder wie Marian Adolf es formulierte: Ein bewusster Umgang mit Medien muss vorgelebt werden, um langfristig Sensibilität und Resilienz gegenüber Desinformation aufzubauen – und dafür sind wir alle gefragt: Medien, Bildungseinrichtungen, Unternehmen und jede einzelne Person in unserer Gesellschaft.

Die Beiträge der Veranstaltungs-Teilnehmer:innen sowie eine große Anzahl weiterer Beiträge u.a. von Peter Winkler, Professor an der Universität Salzburg, Christina Elmer, Professorin an der TU Dortmund und Koordinatorin von GADMO und sechs Jugendlicher von Safer Internet, welche in einem Fokusgruppengespräch über ihre Erfahrungen mit dem Thema berichteten, enthält der im Rahmen der Veranstaltung vorgestellte „Medienkompetenzbericht 2025“ der RTR Medien.

Den Bericht können Sie unter folgendem Link downloaden: https://www.rtr.at/Medienkompetenzbericht2025

Das vollständige Programm sowie eine Aufzeichnung der Veranstaltung können auf der Website der RTR eingesehen werden: https://www.rtr.at/medien/aktuelles/veranstaltungen/Veranstaltungen/2025/Medienkompetenz_Veranstaltung-2025.de.html#pastevents


 


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