Seien wir ehrlich: um heuer Weihnachtsstimmung aufkommen zu lassen, müssen wir alle, die wir in der Medienbranche tätig sind, schon sehr bewusst das Berufliche ausblenden.
Die Herausforderungen für die heimische Medienlandschaft, die Werbeeinbrüche, der ungleiche Wettbewerb mit den internationalen Online-Plattformen, das Thema Desinformation, das rückläufige Vertrauen auch in etablierte Medien, der Erhalt der Medien- und Meinungsvielfalt und damit die Sorge um einen demokratiepolitischen Diskurs auf Basis solider Fakten haben uns natürlich auch schon in den Vorjahren beschäftigt. Die Ereignisse des ausklingenden Jahres 2025 markieren aber einen neuen Höhepunkt der Krise am Medienmarkt.
Ende Oktober rechnete die Gewerkschaft GPA hoch, dass bis zum Jahresende 300 Stellen in der österreichischen Medienbranche wegfallen würden - zum größeren Teil journalistisches Personal. Die großen Medien-Fachveranstaltungen hierzulande oder bei den deutschen Kollegen kannten kaum ein anderes Thema als die wirtschaftliche Krise. Hier wie dort ist die Hauptursache der Abfluss von Werbeinvestitionen an die Tech-Giganten. Die Einführung von AI-Overviews auf den großen Suchmaschinen haben heuer die Lage für die hiesigen Online-Angebote verschärft, denn wer Informationen sucht, begnügt sich oft mit der KI-generierten Zusammenfassung und klickt nicht mehr auf die angebotenen Links zur Originalquelle. Erst vor wenigen Tagen avisierte RTL Deutschland die Streichung von 600 seiner 6.000 Arbeitsplätze und einen Umsatzverlust von ca. 400 Millionen Euro bis Jahresende. Die Sparpläne unserer Medienhäuser sind allseits bekannt.
Wir schauen aber nicht tatenlos zu - nicht in Österreich und nicht in Europa. Mit dem Digital Services Act, dessen Umsetzung in Österreich in den Händen der KommAustria liegt, und mit dem Digital Markets Act stemmen sich Europas Mitgliedstaaten gegen die Marktmacht der großen Tech-Konzerne. Maßnahmen, um nationale Medienprodukte zu schützen und deren ungefragte Nutzung und Monetarisierung durch die großen Plattformen einzugrenzen oder eine faire Beteiligung daran zu erreichen, sind in Diskussion. Mit den Medienförderungen der RTR Medien und der KommAustria unterstützen wir die Produktion heimischer Inhalte, den Erhalt von Arbeitsplätzen und die digitale Transformation unserer Medienhäuser. Letzteres ist auch eine Hilfe zur Selbsthilfe im digitalen Wettbewerb. Der Faktor Zeit wird dabei aber immer kritischer.
Die in Kürze bevorstehende, nationale Umsetzung des European Media Freedom Act der EU, dessen zentrales Ziel der Schutz der Unabhängigkeit der Medien und ihrer Journalist:innen ist und in Österreich ebenfalls in die Zuständigkeit der KommAustria fallen soll, macht vor allem eines deutlich: Europa ist sich der zentralen Bedeutung unabhängiger Medien und ihrer Vielfalt für die Demokratie mehr als nur bewusst. Um gegen global agierende Großkonzerne bestehen zu können, braucht es Europa, Entschlossenheit und Tatkraft. Wir, die RTR Medien und die KommAustria, beteiligen uns daran mit größtem Engagement in Österreich und auf internationalem Parkett.
Auch im kommenden Jahr werden Sie und wir viel Kraft benötigen, um uns den Herausforderungen unserer Branche zu stellen. Und genau deshalb sollten wir all das für den kurzen Moment der Feiertage doch einmal ausblenden, uns über die gemeinsame, besinnliche Zeit mit den Menschen freuen, die uns am meisten bedeuten und daraus die nötige Kraft schöpfen.
Frohe Weihnachten und ein erfolgreiches und gesundes neues Jahr wünschen
Mag. Michael Ogris & Mag. Wolfgang Struber
Vorsitzender KommAustria & Geschäftsführer RTR Medien