(Nikolaus Fink, Dietmar Zlabinger)
Um die Satellitentechnologie zu verstehen und zu analysieren, braucht es etwas technisches Hintergrundwissen. Es sind – vereinfacht gesagt – zwei Typen von die Erde umkreisende Satelliten zu unterscheiden:
Zwei wesentliche physikalische Herausforderungen sind der lange Übertragungsweg, – also die Distanz zwischen Satellit und Endgerät und die damit verbundene Signaldämpfung und Verzögerung – sowie die Anforderung, dass eine Sichtverbindung existiert. Daher kann innerhalb von Gebäuden in der Regel keine Verbindung aufgebaut werden. Eine ausreichend hohe Sendeleistung und eine Bündelung der Aussendung erleichtert die Überwindung des langen Übertragungswegs.
Bereits etabliert sind Breitbandangebote mit vom Anbieter bereitgestellten Terminals, oftmals außen an einem Gebäude montiert. Derzeit bietet etwa Starlink einen solchen Dienst in Österreich an. Über dieses Satellitennetzwerk kann Breitband auch in Gebieten ohne terrestrische Versorgung genutzt werden. Aufgrund der aus zahlreichen Satelliten bestehenden Konstellation und der verwendeten Terminals können hier auch hohe Datenübertragungsraten erreicht werden. In Österreich hat dieser Dienst bereits eine gewisse Bedeutung in Marktnischen.
Gegenüber diesen Terminals gibt es bei Smartphones zusätzliche Herausforderungen. Erstens sind die Sendeleistung und die Fähigkeit zur Bündelung geringer. Damit ist der lange Übertragungsweg und die damit verbundene höhere Signaldämpfung eine größere Herausforderung. Zweitens muss das Endgerät die vom Satelliten verwendeten Frequenzen senden und empfangen können.
Spezielle Satellitentelefone ermöglichen eine solche Verbindung schon seit langem. Sie sind aber kein Dienst für den Massenmarkt.
Am Smartphone gibt es in Österreich bisher einen Endgerätehersteller mit Satellitenanbindung, nämlich Apple. Ab dem iPhone 14 können in Notfällen Nachrichten über das vom iPhone verwendete Satellitennetzwerk (Globalstar) versendet werden. Dabei stellte der Endgerätehersteller die Kompatibilität seiner Endgeräte mit den von Globalstar verwendeten Frequenzen sicher.
Eine weitere technische Möglichkeit ist, die für Mobilfunk verwendeten Frequenzen für die Verbindung mit den Satelliten einzusetzen. Dafür braucht es sowohl entsprechende regulatorische Rahmenbedingungen als auch Mobilfunkfrequenzen, die in der Regel ein bestehender Mobilfunkanbieter zur Verfügung stellen muss. T-Mobile US bietet einen solchen Dienst in den USA an, um eine Versorgung mit Bandbreiten für Textnachrichten wie SMS auch außerhalb der terrestrischen Mobilfunknetze anzubieten. In der EU ist dies derzeit regulatorisch nicht möglich.
Aber es gibt auch spezifische Frequenzbänder, die regulatorisch für Mobilfunkdienste über Satelliten vorgesehen und bereits vergeben worden sind. Eine solches Band im Bereich 2 GHz wird voraussichtlich von der EU ab 2027 neu vergeben. Die Herausforderung dabei ist, dass die handelsüblichen Smartphones für die Nutzung dieser Bänder geeignet sind. Es braucht also ein entsprechendes Ökosystem. Voraussetzung für die breite Verfügbarkeit solcher Endgeräte ist in der Regel die Berücksichtigung dieser Bänder in der Standardisierung von Mobilfunkdiensten.
Der Betrieb einer erdnahen Satellitenkonstellation erfordert neben den (global knappen) Nutzungsrechten an Frequenzen entsprechend Platz im ebenfalls begrenzten Orbit sowie Raketenstarts, um die Satelliten in den Orbit zu bringen.
Es bestehen wesentliche Skalen- und Verbundeffekte beim Betrieb einer Satellitenkonstellation. Je höher die Zahl der Satelliten und der Terminals, desto geringer in der Regel die Kosten pro Stück. Mit der Zahl der Satelliten steigt auch die Kapazität und der Grad der Versorgung. Auch in der Beschaffung von Raketenstarts können derzeit Größenvorteile beobachtet werden. SpaceX ist sowohl der führende Anbieter von Raketenstarts weltweit als auch bei der Zahl der Satelliten im Orbit. SpaceX bietet auch die Starlink-Dienste an. Gleichzeitig planen mehrere Wettbewerber, wie Amazon Kuiper oder Guowang, ebenfalls den Aufbau großer Satellitenkonstellationen.
Fazit: Die Technologie und die wirtschaftliche Bedeutung der Satellitenkonstellationen ändern sich rasant. Die RTR wird dies und die damit verbundene technologische, regulatorische und wettbewerbliche Entwicklung weiter beobachten.