Liebe Leserinnen und Leser!
Bevor der wohlverdiente Sommerurlaub angetreten wird, dürfen wir Ihnen noch mit unserem aktuellen Newsletter ein paar Gedanken mitgeben. Gedanken, die sich um eine zentrale Frage in unserem ganzen Leben drehen. Den Wettbewerb. Wettbewerb findet in allen Lebensbereichen statt, in der Schule, in der Familie und in der Wirtschaft. Er ist Motor, um Neues zu schaffen und uns nach vorne zu bringen. Ohne Wettbewerb, ohne dem Wunsch, etwas besser zu können, würde unser Leben nicht funktionieren, würde es keinen Fortschritt geben. Wettbewerb kann aber auch negative Auswirkungen haben. Die können wir allerdings nur beseitigen, indem wir im Wettbewerb nach kreativen Antworten und Lösungen suchen.
Was Wettbewerb erreichen kann, und wie überlegen er allen anderen Formen des wirtschaftlichen Handelns ist, hat sich in den vergangenen drei Jahrzehnten sehr eindrücklich im Telekommunikationssektor gezeigt. Wie kein anderer Sektor hat sich dieser in kurzer Zeit zu einem Investitions- und Innovationsmotor entwickelt. Einfach, weil Wettbewerb geschaffen wurde. Durch einen mutigen politischen Willen in Europa und kluge und umsichtige Regulierung. Das Ergebnis kann sich sehen lassen und hat sich maßgeblich auf unser Leben ausgewirkt.
Klar ist aber auch, dass Wettbewerb Regulierung braucht. Ungebremster Wettbewerb bedeutet am Ende wieder Monopol oder zumindest bedeutende Marktmacht, was am Ende wieder den gegenteiligen Effekt hat. Gutes Beispiel sind dafür die berühmten Big Five Google, Amazon, Microsoft, Meta und Apple. Hier steht man heute vor dem Dilemma, in Europa zu lange zugesehen zu haben und jetzt kurzfristig mit Regulierung eingreifen zu müssen. Dass das diesen Unternehmen nicht passt, ist natürlich erwartbar und es wird sich zeigen, wie sich hier die Zukunft entwickelt.
Wenn wir in Europa in diesem Umfeld wettbewerbsfähig bleiben wollen, stellt sich die Frage, ob nicht die Antwort lauten könnte, weniger Regulierung und weniger Wettbewerb. Oder sollte sie nicht besser lauten: mehr Wettbewerb und damit mehr Innovation und gleiche Regulierung für gleiche Services, unabhängig von der Technologie? Dazu haben wir derzeit keine klare Antwort. Warum soll weniger Wettbewerb im eigenen Markt, die Wettbewerbsfähigkeit am globalen Markt verbessern? Warum soll weniger Wettbewerb zu mehr Innovation und Investition führen? Wenn ich heute fast 30 Jahre im Telekommunikationssektor tätig bin, bin ich eher der Ansicht, dass Wettbewerb und Wettbewerbsfähigkeit einander bedingen und nicht ausschließen. Die Erfahrung habe ich zumindest gemacht. Hätte Österreich heute eine so gute Mobilfunkversorgung ohne Wettbewerb und ohne Regulierung? Mit dieser Frage wird sich auch Nikolaus Fink in einem Artikel befassen.
In diesem Zusammenhang darf ich mich auch für den Beitrag von Frau Generaldirektorin Dr. Nathalie Harsdorf bedanken, die sich insbesondere mit der Korrelation von Wettbewerb und Wettbewerbsfähigkeit auseinandergesetzt hat. Zur regen Diskussion, die zu diesem Thema derzeit in Brüssel und in den nationalen Regierungen in Europa geführt wird, finden Sie ebenfalls wichtige Beiträge in diesem Newsletter. Auf die Konsultation der Europäischen Kommission zur Überprüfung der Fusionsleitlinien darf ich dabei im Besonderen verweisen. Und wenn sich unser heuriges Salzburger Telekom-Forum am 17. und 18. September mit dem Thema "Digitale Souveränität" befasst, dann hat das auch etwas mit Wettbewerb und Wettbewerbsfähigkeit zu tun. Nur wenn es beide gibt, kann man auch souverän agieren.
Das Leben ist ein Wettbewerb, habe ich in der Einleitung vorangestellt. Ein Wettbewerb mit Höhen und Tiefen, mit Gewinn und Verlust. Einer, der das Thema Wettbewerb im Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit und zuletzt auch in seiner Funktion als Mitglied der Telekom-Control-Kommission immer vor sich hergetragen und gelebt hat, war unser lieber Kollege und Freund Mag.DI Georg Donaubauer, der leider viel zu früh und ohne Vorankündigung aus seinem Leben gerissen wurde. Für alle hier in der RTR im Fachbereich Telekom und Post, die dich kannten, möchte ich an dieser Stelle nochmals sagen, dass wir dich, lieber Georg Donaubauer, vermissen und dich in Andenken in unseren Herzen bewahren werden.
Ich verbleibe
Ihr
Klaus Steinmaurer