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  • Datum
    08.04.2022

Nos ha encantado el viaje a Barcelona¹ 

Mobile World Congress 2022 - ein Reisebericht von Klaus M. Steinmaurer

Klaus M. Steinmaurer, Geschäftsführer der RTR für den Fachbereich Telekommunikation und Post, sowie Stefan Felder, Teamleiter Mobilfunkmärkte & ECS Frequenzen, nahmen am Mobile World Congress 2022 (MWC22) in Barcelona teil. Nachstehend schildert Klaus M. Steinmaurer seine ganz persönlichen Eindrücke.

Zuletzt war es 2019, sieht man vom "Versuch" einer Messe in 2020 ab, dass alles, was im Telekom-Sektor Rang und Namen hat, Ende Februar in Barcelona zusammengekommen war. Umso schöner und spannender war es daher, heuer im Februar wieder den Flug in die katalanische Hauptstadt wagen zu können, denn der MWC22 fand unter strengen hygienischen Auflagen in diesem Jahr endlich wieder statt. 

Schöner, weil zum einen die Stadt immer wieder eine Reise wert ist, auch wenn man angesichts des dicht gedrängten Programms von ihr eigentlich nur wenig zu sehen bekommt, und zum anderen der Mobile World Congress eine ausgezeichnete Gelegenheit darstellt, viele vertraute Gesichter aus der internationalen Regulierung und der Industrie wieder zu treffen. Das war nach fast zwei Jahren Videoconferencing besonders wichtig.

Spannend vor allem deswegen, weil man in komprimierter Form in wenigen Tagen alles über aktuelle und zukünftige Trends im Sektor erfahren kann. Vorweg ist festzuhalten, dass es unmöglich ist, sich wirklich allen diesen Trends und Entwicklungen zu widmen und wir, Stefan Felder und ich, es vorgezogen haben, uns auf konkrete Fragen zu konzentrieren. Bei unseren Touren durch die Hallen haben wir uns vornehmlich auf OpenRAN (ORAN) und die neueste Technik, insbesondere auch im Bereich 26 GHz konzentriert. Konkrete Anwendungen und Use Cases haben uns dabei genauso interessiert wie die dahinterliegende Strategie der Anbieter. Aber dazu etwas später.

Für mich startete die Reise nach Barcelona bereits am Vormittag des 27. Februar, da ich am Nachmittag an einem GSMA-ETNO-Meeting teilnahm, bei dem Vertreter der Industrie über aktuelle Marktprobleme diskutierten. Zentrale Frage war die zukünftige Rolle von Netzwerk-Operatoren im gesamten digitalen Ecosystem von heute und in der Zukunft. Annemarie Sipkes als BEREC Chair 2022 brachte dazu in ihren Ausführungen anhand der Allegorie eines Baumes sehr gut das Zusammenspiel von Netzen und Diensten zum Ausdruck, wobei sie den Netzwerken die Rolle von Wurzeln und Stamm zuwies. Dabei wurde deutlich, dass nur das Ganze zusammen und nicht jedes Teil alleine ein vitales System bildet, Wurzeln und Stamm aber jedenfalls eine besondere Rolle für die Stabilität und das Funktionieren des Ecosystems "Baum" zukommt. So anregend es ist, sich dem Thema Netzwerke, Plattformen und Digitalisierung von der philosophischen Seite her zu nähern, so schnell wurde ich dann gleich wieder in die Realität zurückgestoßen. Gleich im Anschluss an die Veranstaltung wurde ein BEREC Miniboard einberufen, in dem wir uns über den Umgang mit der gerade eingetretenen Situation in der Ukraine zu befassen hatten. Aber das ist ein anderes Thema, mit dem wir uns wahrscheinlich national wie international noch länger auseinandersetzen werden müssen.

Zurück zum MWC22 und was dort los war. Der nächste Tag startete mit dem BEREC-GSMA Round Table. Im Anschluss gab es ein Treffen mit Dominique Leroy, Vorstandsmitglied Europa der Deutschen Telekom, in dem wir über die aktuelle Marktsituation in Österreich sprachen sowie einen kurzen Rundgang durch den Messestand, wobei wir uns ganz konkret für OpenRAN und 26GHz interessierten. Die Deutsche Telekom betreibt ein eigenes Testcenter in Berlin, in dem Unternehmen ihre Produkte für OpenRAN Anwendungen im Laborbetrieb testen und für den Liveeinsatz zertifizieren können (https://www.i14y-lab.com/). Der Ansatz klingt jedenfalls sehr interessant und lässt erkennen, dass die Deutsche Telekom sehr auf diese Entwicklung zu setzen scheint.

On the run gab es einen kurzen Imbiss im Ministerial Bereich, ehe wir dann gleich der Firma truphone (https://www.truphone.com) einen Besuch abstatteten, die uns über ihre eSIM-Lösungen sowohl im Bereich der Business Kommunikation als auch im Bereich IoT informierte. Das Thema eSIM wird uns sicher noch in den nächsten Jahren begleiten und wird für sich auch noch an Bedeutung für die gesamte Marktentwicklung im Bereich mobiler Kommunikation gewinnen. 

Stefans Smart Watch hatte zu diesem Zeitpunkt, wir mussten uns jetzt für unterschiedliche Termine trennen, schon fast 10.000 Schritte aufgezeichnet, was einen Eindruck über die Dimensionen der gesamten Messe vermittelt. Wir hatten uns nämlich bis zu diesem Zeitpunkt nur in einer einzigen Halle aufgehalten.

Gemeinsam mit dem BEREC Mini Board nahm ich einen Termin mit AT&T wahr, bei dem wir uns über die Marktsituation in Europa und den USA austauschten. Interessant dabei auch die Information zum Demerger von Warner und AT&T, der einmal mehr belegt, wie unterschiedlich doch die DNA der Geschäftsbereiche Netz und Content ist. Wir sprachen weiters über das Thema Millimeter Waves und welche Bedeutung diese in den USA haben. Wir sehen auch hier, dass der Anwendungsbereich im Wesentlichen der Bereich Fixed Wireless Access (FWA) ist.

Kaum war AT&T vorüber, ging es nahtlos zum nächsten Termin bei Ericsson, wo uns der österreichische Geschäftsführer Alexander Sysoev durch den beeindruckenden Stand führte und die ORAN-Philosophie von Ericsson erläuterte. Im Wesentlichen steht man dem Thema und den damit verbundenen Herausforderungen offen gegenüber. Mit einer softwarebasierten Plattformlösung setzt Ericsson bewusst ganz zentral im Kernnetz an und konzentriert sich vordergründig auf das Management und die nahtlose Integration ORAN-fähiger Netzkomponenten. Diese können von vielen unterschiedlichen Herstellern stammen, aber natürlich auch von Ericsson selbst. 

Auch im Bereich 26 GHz konnten wir uns von den neuen Technologien bei Ericsson überzeugen, wobei auch hier FWA als die erfolgsversprechende Anwendung gesehen wird. Es wurden uns im Zuge der Führung auch einige konkrete Use Cases vermittelt, die zwar allesamt interessant und teilweise auch als nützlich qualifiziert werden können, doch wo aktuell noch die Phantasie eines wirklichen Geschäftsmodells fehlt. Zumindest für Stefan und mich war das noch nicht ganz offensichtlich. Insgesamt konnten wir erkennen, wie später auch bei den Mitbewerbern von Ericsson, dass ein großer Schwerpunkt auch auf verbesserte Antennentechnologie in allen Frequenzbereichen gelegt wird. 

Mit dem Besuch bei Ericsson war der offizielle Teil des ersten Tages beendet. Aufgrund eines abgesagten Abendtermins in der Stadt hatten wir Zeit, nach einem Stadtspaziergang den Tag bei einem späten Abendessen in der Altstadt ausklingen zu lassen. Der eng getaktete Tag und die vielen Gespräche und Informationen haben hungrig und müde gemacht. Es ging daher noch vor Mitternacht zurück ins Hotel, wobei wir wieder ein wenig die Tücken der U-Bahn in Barcelona mitbekamen, weil wir zu früh ausstiegen in der Hoffnung, eine Abkürzung zum Hotel zu nehmen.

Der folgende Dienstag startete früh um halb acht mit einem ausgiebigen Frühstück, nach dem es dann gleich und direkt auf die Messe ging. Erster Termin des Tages war eine ZTE-Standbesichtigung, bei der uns Österreich-Geschäftsführer Christian Woschitz gemeinsam mit den Experten von ZTE durch die Ausstellung führte. Da die Zeit auch hier kurz bemessen war, konzentrierten wir uns wieder auf unsere zentralen Themen ORAN und 26 GHz. In beiden Bereichen hat sich ZTE weiterentwickelt. Im Bereich der Antennentechnik zeigt sich auch hier, dass seit dem letzten MWC19 große Fortschritte gemacht wurden. Wer sich noch auf die großen 900 MHz „Türblätter“ aus den 90er Jahren erinnert, kann sich kaum vorstellen, auf wie wenig Raum heute so viel Technik, die alle Frequenzbereiche abdeckt, untergebracht werden kann. Was heute Normalantenne ist, war vor vielleicht 5 Jahren noch nicht einmal eine Kleinantenne. Diese Entwicklung ist im Übrigen bei allen großen Herstellern festzustellen. Mit Blick auf ORAN ist bei ZTE festzustellen, dass man grundsätzlich dem Trend folgt, aber derzeit eher beobachtet. Man richtet sich nach den einschlägigen Standards, ist aber eher zurückhaltend bei der Beurteilung dieser Idee als zukunftsweisend. Meiner Ansicht nach versucht ZTE, stärker auf die Vorteile einer All-in-Lösung hinzuweisen und betrachtet sich nicht als Frontrunner, wenn es darum geht, ORAN einzusetzen. Damit unterscheidet sich ZTE in der Außenkommunikation von den Wettbewerbern, allerdings sieht man bei allen großen Systemanbietern, dass sie im Grunde eine Gesamtlösung für sich bevorzugen.

Nach ZTE folgte ein Meeting mit Starlink, die Interesse zeigen, in Österreich stärker einzusteigen, und gegebenenfalls auch in Bodenstationen in unserem Land investieren möchten. Wir konnten uns mit den Vertretern dieses US-Unternehmens weiters über ihre Geschäftsphilosophie und ihre Businessideen unterhalten. Das war insofern interessant, weil Satellit in Zukunft, vor allem in Regionen, wo es noch latente Unterversorgung gibt, sicherlich eine interessante Access-Technologie werden wird. Wie sich das insgesamt auf den Wettbewerb auswirkt und in wie weit man sich auch in der Regulierung neue Gedanken wird machen müssen, bleibt zu überlegen. Sicher ist, dass hier mit Innovativem zu rechnen ist, das nicht einfach als Nebenthema abgetan werden darf, sondern durchaus disruptives Potenzial haben kann. Die Leute von Starlink sind jedenfalls zu 150 Prozent von ihrer Mission überzeugt. Fast schon eine Glaubensfrage und wer früher den Sinn von Tesla oder SpaceX infrage gestellt hat, wie zum Beispiel ich selbst, der wird sich jetzt die Frage stellen, was da noch kommen kann. Denn eines ist sicher, die Technologie wird laufend und sehr schnell immer besser und in vielen Bereichen wird die Latenz, die immer als großes Argument gegen Satelliten vorgebracht wird, auch in Zukunft keine Rolle spielen. 

Nach diesem Treffen hatten wir etwas Zeit, durch die Haupthallen zu wandern. Interessant dabei, welche Themen neben den Netzwerktechnologien die entscheidenden auf dem diesjährigen MWC waren. Zum einen konnte man sich vor Angeboten rund um die Virtualisierung beziehungsweise Cloudification und "Plattformisierung" des Mobilnetzes nicht retten, wobei es nicht in allen Fällen ganz nachvollziehbar war, was genau damit gemeint war. Zum anderen war das Thema Netzsicherheit ein sehr zentrales. Zusammenfassend ist aber ganz klar, dass das die Themen der Zukunft im Mobilfunksektor sein werden. Daher ist es umso wichtiger, dass wir uns im Fachbereich Telekommunikation und Post in beiden Bereichen schon heute um das notwendige Knowhow für die Regulierung der Zukunft kümmern.

Um 12 Uhr ging es dann zur Besichtigung am Stand von Nokia, wo uns Peter Wukowits in Empfang nahm. Auch Nokia ist in den Bereichen ORAN und 26 GHz aktiv. Technologisch ist festzustellen, dass Nokia einen sehr starken Fokus auf Antennentechnik legt. Interessant auch der Zugang auf diesem Stand, der sich im Wesentlichen auch einmal dem Nutzen, der von der Mobilfunktechnologie ausgeht und welchen positiven Impact dies auch auf unsere Umwelt haben kann, widmete. Leider musste ich von dieser Besichtigung etwas früher los, um der Einladung zu einem Mittagstermin mit Frau Bundesministerin Köstinger, dem österreichischen Botschafter in Spanien und österreichischen Unternehmern in Spanien zu folgen.

Dieser Essenstermin war sehr angenehm und von interessanten Gesprächen begleitet. Nebenbei kam es für mich auch zu einer kulinarischen Premiere, was in einem ganz besonderen Fall für einen wie mich, der trotz über 30 Jahren in Wien noch in den vier Vierteln Oberösterreichs, wenn es ums Essen geht, sozialisiert ist, wirklich eine Horizonterweiterung darstellte. Die spanische Küche ist wirklich ausgezeichnet. Frau Bundesministerin Köstinger und ihre Begleiter, die ebenfalls die zwei Tage in Barcelona auf dem MWC verbracht hatten, zeigten sich ebenfalls sehr beeindruckt von dem, was technisch alles in der nächsten Zukunft zu erwarten ist. So jedenfalls der Tenor aus den Gesprächen, die ich bei diesem Mittagessen führen durfte.

Stefan Felder nahm in der Zwischenzeit einen gemeinsam von BEREC organisierten Besuch bei Microsoft wahr und konnte noch die eine oder andere interessante Neuheit genauer begutachten.

Um 16 Uhr ging’s zum Stand von Huawei, der wieder einmal, genauso wie in den Vorjahren, den Rahmen des bisher Dagewesenen sprengte. Bei der Standführung, die wir auch hier gemeinsam mit der österreichischen Geschäftsführung von Huawei und den Experten vor Ort machten, standen vor allem Use Cases im Mittelpunkt, wobei es um Campus Lösungen im Bereich 3.x GHz genauso wie im Bereich 26 GHz ging. Auch der Bereich ORAN wurde angesprochen. Hier gewannen wir ebenfalls den Eindruck, dass Huawei dem Thema ähnlich wie andere Mitbewerber zurückhaltend, aber jedenfalls nicht ablehnend, gegenübersteht. Im Anschluss unterhielten wir uns noch mit dem CDPO des Konzerns zu den Themen Datenschutz und Datensicherheit. Außerdem hat uns das Unternehmen seine Sicht in Hinblick auf zukünftige Frequenzentscheidungen dargelegt. Wir haben uns diese Ausführung aufmerksam angehört, zumal es nicht nur interessant, sondern durchaus wichtig ist, die unterschiedlichen Positionen zu hören, die unterschiedliche Player im Sektor zu zentralen Fragen haben. So eine grundsätzliche Frage ist beispielsweise, wie die zukünftige Nutzung des oberen Bereichs des 6 GHz Bandes sein soll.

Nachdem wir noch einen wirklich aufschlussreichen Blick in die Blackbox von Huawei werfen durften, dort wurden Technologien und Anwendungen der Zukunft präsentiert, die derzeit noch Forschungsbereiche sind und erst nach 2025 in der Realität zu sehen sein werden, war der offizielle Teil unseres Messebesuches fast zu Ende. Den Abschluss bildete ein gemeinsames Treffen mit dem Regulierungschef von Meta, mit dem wir uns noch über die derzeit im Sektor manchmal auch kontrovers diskutierten Fragen unterhalten konnten und uns das Verständnis von Meta und seiner Rolle in Zukunft erläutern ließen.

Den wirklichen Schlusspunkt unserer Reise bildete dann ein wohlverdientes, ausgezeichnetes Bier und eine Variation von Tapas auf dem Passeig de Gracias mit Blick auf hell erleuchtete, prächtige Fassaden Antonio Gaudis. Somit konnten wir zumindest einen kleinen Teil der Pracht dieser wunderschönen Stadt kurz genießen. Am nächsten Morgen ging es dann zurück nach Wien. Mit vielen Eindrücken über das, was die Technologie in Kürze bringen wird und vielen offenen Fragen, was das alles auch für die Regulierung bedeuten kann.

Nos encantará volver el año que viene.²


1 Die Reise nach Barcelona hat uns sehr gut gefallen.
2 Wir kommen nächstes Jahr gerne wieder.


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