Newsletter RTR.Telekom.Post

  • Datum
    08.04.2022

Ukraine-Krieg: großes Thema auch bei BEREC-Plenum

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat auch Auswirkungen auf die internationale Arbeit. Im Bereich Telekomunikation ging es etwa um das offene Internet und Roaming.

Denn die Europäische Union beschloss, die staatlichen russischen Medien RT und Sputnik im Binnenmarkt zu verbieten. BEREC überprüfte daraufhin, ob die Sperre der Onlineauftritte dieser beiden Sender gegen die Netzneutralitätsverordnung verstoße. Das Ergebnis: Die Verordnung lässt Verkehrsmanagementmaßnahmen durch Internet-Service-Anbieter zu, um Rechtsakten der Union nachzukommen. BEREC sagte den europäischen Regulierungsbehörden und Anbietern seine Unterstützung bei technischen Problemen zu.

Seitens der Anbieter gibt es europaweit zahlreiche Maßnahmen auf freiwilliger Basis, um den Menschen in und aus der Ukraine zu helfen. Sie verteilen kostenlose SIM-Karten und setzen Entgelte für Roaming sowie Auslandstelefonie aus. Die Fluchtbewegungen könnten sich auch in zukünftigen BEREC International Roaming Benchmark Data Reports niederschlagen.

Kleiner Exkurs: Anhand derzeit verfügbarer Daten zeigt der Bericht, dass das Roaming in der EU etwas anzieht, aber noch nicht das Vor-Pandemie-Niveau erreicht hat. Der Datenkonsum wird aber wieder ansteigen.

Im Bereich der Postdienste stellten große E-Commerce-Anbieter ihre Warenlieferungen nach Russland und Belarus ein. Einige europäische Postdiensteanbieter sagten zu, bis auf Weiteres auf Sendungsentgelte für Hilfspakete in die Ukraine zu verzichten. Die Gruppe der Europäischen Postregulatoren (ERGP) begrüßte die Unterstützungsmaßnahmen. Sie forderte alle Postdiensteanbieter auf, Maßnahmen zu ergreifen, um Hilfspakete in die Ukraine oder in angrenzende Verteilzentren günstiger oder möglichst entgeltfrei zu ermöglichen.

Auch die RTR schrieb die acht größten Postdiensteanbieter in Österreich an und ermutigte sie zu Hilfsmaßnahmen. Erste Rückmeldungen zeigen, dass Sendungen von Hilfspaketen in die Ukraine bis auf Weiteres kostenfrei in allen Geschäftsstellen der österreichischen Post als Universaldiensterbringer abgegeben werden können.

Konsultationen und Veröffentlichungen

Die eingangs erwähnte Netzneutralitätsverordnung bekommt aktualisierte BEREC-Leitlinien. Der Grund ist ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom September. Im Bereich des offenen Internets gab es damit bisher nur vier solche Urteile. Mit dem neuen Update über die Unzulässigkeit von Zero-Rating-Angeboten sind alle davon in diesen BEREC-Leitlinien eingearbeitet. Weitere kleine Änderungen betreffen Streichungen, Ergänzungen und Klarstellungen. Der neueste Entwurf wird bis zum 14. April 2022 öffentlich konsultiert.

Eine zweite öffentliche Konsultation gibt es zur Nachhaltigkeit. Ebenfalls bis zum 14. April sind Meinungen zum Draft Report on Sustainability gefragt. Hier wird versucht herauszufinden, wie BEREC den Einfluss des Digitalsektors auf die Umwelt eingrenzen kann. BEREC ist seit vergangenem Jahr bestrebt, Expertise im Bereich Nachhaltigkeit aufzubauen. Dazu tragen die Inputs aus dieser Konsultation bei sowie eine externe Studie, die BEREC vor Kurzem veröffentlichte.

Die externe Studie zu den Umweltauswirkungen elektronischer Kommunikationsdienste und -netze zeigte auf, dass Informations- und Kommunikationsdienste einen wichtigen Beitrag liefern, um den CO2-Ausstoß in anderen Bereichen zu reduzieren. Ein Beispiel dazu wäre etwa die CO2-Einsparung bei der Nutzung einer Videokonferenz anstatt eines physischen Treffens mit Flug-Anreise. 

Am besten erfasst ist der CO2-Ausstoß in der Betriebsphase von Netzwerken, welcher vor allem durch den Stromverbrauch entsteht. Daneben gibt es aber auch noch die Phasen des Auf- und Abbaus. Sie alle haben andere Rahmenbedingungen, die man kennen muss, um die Umweltauswirkungen insgesamt verstehen zu können. Dazu gehört auch, andere Auswirkungen als den CO2-Ausstoß zu erfassen.

BEREC arbeitet an einer Datenbasis, um eine Vergleichbarkeit zwischen bestehenden Initiativen im Telekom-Sektor zu ermöglichen. Außerdem möchte BEREC beim Netzwerkausbau ansetzen. Zu einem geringeren CO2-Ausstoß beitragen könnte zum Beispiel die Förderung der Migration zu energieeffizienteren Netzen. 5G ist als vergleichsweise energieeffizienteres Netz bekannt. Rund um 5G ist Open RAN ein Thema. Dazu veröffentlichte BEREC gerade einen Überblick über die Arbeit zu diesem Open Radio Access Network

Open RAN bezeichnet eine softwarebasierte Netzwerklösung, die auf offenen und modularen Schnittstellen innerhalb des Funkzugangsnetzes basiert. Es zielt darauf ab, solche Schnittstellen interoperabler zu machen. Folglich können Hardware- und Softwarekomponenten von mehreren Lieferanten bereitgestellt werden.

Ein weiteres Puzzleteil bei der Nachhaltigkeit ist die Richtlinie zur Senkung der Breitbandkosten. Sie sieht beispielsweise Maßnahmen beim gemeinsamen Ausbau vor, die auch hier von Bedeutung sein können. In Zukunft könnte BEREC mit seiner Expertise über den Telekom-Sektor auch andere Organisationen beim Thema Nachhaltigkeit unterstützen und Informationen bereitstellen, um nachhaltigeres Konsumverhalten zu vereinfachen.

Aufzeichnung des BEREC Stakeholder Forums 2022 verfügbar

Wir haben gute Nachrichten für Sie, falls Sie das heurige Stakeholder Forum verpasst haben. Sie können es auf Twitter und YouTube nachschauen. Gerade wenn Sie sich näher für die oben beschriebene externe Studie zu den Umweltauswirkungen elektronischer Kommunikationsdienste und -netze interessieren, denn diese wird hier ausführlich vorgestellt. Weitere Themen sind das Arbeitsprogramm 2023, digitale Plattformen und künstliche Intelligenz.


Gerne halten wir Sie am Laufenden!

Ich stimme der Verarbeitung meiner hier angegebenen E-Mail-Adresse laut den Bestimmungen zum Datenschutz ausdrücklich zu. Diese Zustimmung kann ich jederzeit widerrufen.