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    01/2023
  • Datum
    22.03.2023

Glasfaserausbau in Österreich – RTR startet neues Projekt zu Open Access Netzen

(von Denise Diwisch)

Der Ausbau von Glasfasernetzen hin zu Endkund:innen ist von hoher gesamtwirtschaftlicher und gesellschaftlicher Bedeutung und damit auch ein wichtiges politisches Ziel. In den Digital-Dekade-Zielen der Europäischen Kommission wird bis 2030 eine Gigabit-Netzanbindung für alle europäischen Haushalte und 5G-Versorgung aller besiedelten Gebiete angestrebt.  Auch in der Breitbandstrategie 2030 der österreichischen Bundesregierung ist die Vision festgelegt, Österreich bis zum Jahr 2030 flächendeckend mit Very High Capacity Networks (VHCN) bzw. Netze mit sehr hoher Kapazität) zu versorgen.

Trotz kontinuierlicher Steigerungen bei Ausbau und Nutzung bleibt Österreich aber bisher beim Glasfaserausbau im europäischen Vergleich hinter den meisten anderen Ländern zurück. Dies betrifft die Verfügbarkeit und die Nachfrage nach FTTH- Anschlüssen gleichermaßen. Ende 2022 veröffentlichte die RTR eine Studie zur Nachfrage nach Glasfaseranschlüssen in Österreich.  Der Bericht gibt einen Überblick über die aktuelle FTTH-Nutzung in Österreich, zeigt regionale Unterschiede auf und analysiert Faktoren, die diesen Unterschieden zugrunde liegen. Konkret zeigt die Analyse, dass der wichtigste Faktor für die FTTH-Nutzung die parallele Verfügbarkeit alternativer Infrastrukturen bzw. die Qualität dieser Infrastrukturen ist. Neben Kabelnetzen und DSL spielt dabei auch der Mobilfunk eine wesentliche Rolle.

Aktuelle Zahlen der ZIB  zeigen, dass die Take-up Rate österreichweit in den letzten Quartalen relativ stabil bei 18-19 % liegt, wobei starke regionale Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern gegeben sind. Die Bandbreite der bundesländerspezifischen Take-up Raten reichte im 3. Quartal 2022 von 4 % (Salzburg) bis 28 % (Oberösterreich).

Abbildung 1: Take-up Rate in Österreich © RTR

 
Neues RTR-Projekt: Open Access Netze

Auch in diesem Jahr widmet sich die RTR mit einem Projekt dem Thema Glasfaserausbau, dieses Mal mit Fokus auf Open Access Netze (OAN). FTTH-Netze werden in Österreich häufig in Verbindung mit der Breitbandförderung des Bundes und/oder der Länder errichtet, welche mit der Auflage verknüpft ist, Vorleistungszugang zu diesen Netzen zu gewähren. Somit sind in fast allen Bundesländern OAN entstanden, wobei sich verschiedene Modelle herausgebildet haben und unterschiedliche Akteure aktiv wurden. 
Das Projekt verfolgt drei Zielsetzungen. Zum einen soll vor dem Hintergrund der dynamischen Entwicklung und der Entstehung zahlreicher neuer OAN eine Analyse des Status-Quo erfolgen. Wie viele und welche FTTH-Open Access Netze gibt es wo in Österreich? Welche Open-Access Modelle werden angewandt (ALOM, PLOM, 3LOM) und welche und wie viele Akteure sind auf den jeweiligen Netzen aktiv? Die Untersuchung wird einen aktuellen Überblick über alle regionalen FTTH-Open-Access-Netze und deren Unterschiede geben.

Die zweite Zielsetzung des Projekts umfasst die Analyse der Wettbewerbssituation auf Open Access Netzen. Dabei soll die Marktkonzentration sowie Unterschiede in Bezug auf die Produktvielfalt und die Endkundenpreise untersucht werden. Zur Beantwortung dieser Fragen können unter anderem Auswertungen der ZIB-Daten genutzt werden.

Schließlich widmet sich die RTR der Frage, ob es spezifische Hindernisse beim Zugang zu OAN gibt. Im Vergleich zu vertikal integrierten Anbietern werden bei OAN die Wertschöpfungsstufen Infrastruktur, Netzbetrieb und Endkundenvermarktung von unterschiedlichen Akteuren erbracht. Dabei können Investitions- und Transaktionskosten entstehen, die unter Umständen auch Markteintrittsbarrieren für potenzielle neue Marktteilnehmer auf den nachgelagerten Ebenen darstellen können. Anhand von Gesprächen mit Betreibern wird daher der Frage nachgegangen, ob es spezifische Zugangshindernisse bei OAN gibt. Dies betrifft einerseits den Zugang zu Wholesaleprodukten und deren Vergleichbarkeit in Bezug auf technische Eigenschaften und Preise, andererseits das Thema Standardisierung der Schnittstellen und Prozesse.

Der Abbau von Zugangsbarrieren ist ein wesentlicher Faktor zur Intensivierung des Wettbewerbs bzw. zur Ankurbelung der Nachfrage und damit der Take-up Rate. Mittelbar sind durch den Abbau von Zugangsbarrieren auch positive Effekte auf Investitionen in den FTTH-Ausbau in Österreich zu erwarten, weshalb darin durchaus der Schlüssel für einen erfolgreichen Glasfaserausbau zu sehen ist. Das Projekt soll diesbezügliche Potenziale aufzeigen und, wo möglich, Handlungsempfehlungen geben.


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