Liebe Leser:innen,
Wie diese Worte in Zeiten, wie wir sie jetzt erleben, sich doch bewahrheiten. Wer hätte gedacht, dass eine Pandemie nun schon mehr als zwei Jahre die Welt in Schach hält, wer hätte aber auch gedacht, dass es ganz nahe an den Grenzen Europas zum Krieg kommt und wir nicht wissen, ob im kommenden Winter unsere Heizungen funktionieren. Ob unsere Industrie genügend Energie zur Verfügung hat. Was passiert mit all den Annehmlichkeiten, an die wir uns gewöhnt haben. Und vor allem was passiert mit unserer Umwelt.
Wir haben uns schon sehr sicher gefühlt, seit der Eiserne Vorhang und die Berliner Mauer 1989 gefallen sind. Seit Beginn des 21. Jahrhunderts konnte es eigentlich nur mehr besser werden. Fortschritt durch Digitalisierung und Wohlstand durch Handel. Aber das hatten wir ja gut hundert Jahre vorher auch schon einmal. Einfach nachzulesen im ersten Kapitel von Stefan Zweigs Autobiografie "Die Welt von gestern", das die sinnige Überschrift trägt, "Die Welt der Sicherheit". Alles was man über Sicherheit daher sagen kann, dass sie immer nur trügerisch ist, wenn man allzu sehr auf sie vertraut. Wir sollten uns also bewusst sein, dass wir in einer "Welt der Unsicherheit" leben. Und diese Unsicherheit ist gerade dort, wo sich unser analoges Leben mit dem digitalen verbindet, zumeist größer als zuvor, wenn man sich nicht entsprechend vor potenziellen und realen Angriffen schützt. Vor allem im digitalen Leben gilt, am sichersten ist, wer sich unsicher fühlt. Nur so ist es möglich, Schwachstellen zu schließen, bevor andere sie ausnutzen können. Netzinfrastruktur mit allem, was danach kommt, bildet heute das zentrale Nervensystem unseres wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens. Dieses Nervensystem ist sehr verletzlich.
Netzsicherheit oder besser Netzunsicherheit und was man dagegen machen kann, ist daher das zentrale Thema in unserem "Nerven Newsletter". Netzunsicherheit hat ganz unterschiedliche Auswirkungen und Angriffspunkte. Sind es auf der einen Seite geopolitische strategische Fragen, betrifft Sicherheit im Netz natürlich auch die ganz persönliche Privatsphäre von jedem und jeder einzelnen von uns allen. Im nachfolgenden Interview mit Vinzenz Heußler, dem Leiter des NIS Büros im Bundeskanzleramt, erfahren Sie mehr darüber, was es mit den neuen Regelungen von NIS 2 auf sich hat und wo der weitere Weg hingeht. Im neuen TKG wurde ein sogenannter Netzsicherheitsbeirat zur Beratung der Bundesregierung eingerichtet, um die Grundlagen dafür zu schaffen, im Einzelfall rechtssicher und rechtsstaatlich Entscheidungen über in Netzen zu verbauende Netzwerkkomponenten treffen zu können. Auch wollen wir uns ganz generell einmal der Frage widmen, was wir denn so unter Netzsicherheit verstehen dürfen. Dabei versuchen wir auch auf die Branchenrisikoanalyse, die von der RTR seit einigen Jahren gemacht wird, näher einzugehen. Auch die Risiken von klassischem Cybercrime, die vor allem private Nutzer:innen treffen können, wie beispielsweise zuletzt die sogenannten FluBot-SMS, sollen bei unserer Analyse in diesem Newsletter nicht zu kurz kommen.
Daneben finden Sie in diesem Newsletter aber auch noch die neuesten Themen aus dem letzten BEREC-Plenum und einen Beitrag zu unserer zuletzt veröffentlichten Studie über Wechselbarrieren.
Und insofern ist eines sicher. Dieser Newsletter ist auf jeden Fall als spannende Sommerlektüre geeignet. Ich wünsche Ihnen allen trotz der einleitend vielleicht etwas nachdenklich gestimmten Worte einen schönen Sommer und eine gute Zeit.
Aber nehmen Sie das Thema Sicherheit auch in Zukunft ernst. Vor allem die digitale Welt ist kein Ponyhof.
In diesem Sinne verbleibe ich
Ihr Klaus M. Steinmaurer
Geschäftsführer der RTR
Fachbereich Telekommunikation und Post