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  • Newsletter
    02/2022
  • Datum
    01.07.2022

Wechselbarrieren bei wesentlichen Diensten des Internets

Der Fachbereich Telekommunikation und Post der RTR untersuchte Barrieren beim Wechsel von Messengern, Browsern, Suchmaschinen und Handytarif-Anbietern anhand einer repräsentativen Befragung österreichischer Nutzer:innen.

1. Handytarif-Anbieter wird öfter gewechselt als der Messenger, Browser oder die Suchmaschine

Die Märkte für Messenger, Browser und Suchmaschinen werden von wenigen Unternehmen dominiert. Obwohl zahlreiche Dienste am Handy verfügbar sind, entscheiden sich viele Nutzerinnen und Nutzer, bewusst oder unbewusst, für denselben Anbieter. Chrome ist in Österreich Marktführer bei Browsern, Google bei Suchmaschinen und WhatsApp bei Messengern. Abbildung 1 zeigt das Wechselverhalten von Nutzern in den letzten 2 Jahren im Vergleich über die betrachteten Dienste. In diesem Zeitraum haben 19% der Befragten ihren Handytarif-Anbieter gewechselt („Wechsler“), hingegen nur zwischen 5% und 8% ihren Messenger, ihren Browser oder ihre Suchmaschine.


Abbildung 1: Die Verteilung von Wechslern, Überlegern und Nicht-Überlegern (Einfachnennung, Q26, Q43, Q53, Q63), Quelle: RTR


 


2. Messenger: Netzwerkeffekte entscheidend, Multi-Homing etabliert

Bei Messengern ist das wichtigste Auswahlkriterium jenes der Netzwerkeffekte. Nutzende verwenden oft jenen Messenger, mit dem sie die meisten ihrer Kontakte erreichen können. Dies begünstigt klar die großen Dienste, die schon eine hohe Marktdurchdringung haben und ist letztlich auch ein wesentlicher Grund für die Dominanz von WhatsApp. Auch Funktionalitäten, insbesondere unter Snapchat-Nutzenden, und Gewohnheitseffekte spielen eine wichtige Rolle. Jeder fünfte Nutzende, welcher den Messenger wechselte, nannte die notwendige Überzeugung von Kontakten als Barriere für einen Wechsel. Gleichzeitig betreiben rund 80% der Nutzer Multi-Homing, also die parallele Nutzung von verschiedenen Messengern, sodass ein Wechsel des Messengers anlassbezogen möglich ist.

3. Browser und Suchmaschinen: Gewohnheit und Vorinstallationen wesentlich, Beurteilung von Sicherheit und Datenschutz schwierig

Bei Browsern und Suchmaschinen spielt Gewohnheit eine große Rolle bei der Auswahl des Dienstes. Die meisten Nutzer erhalten über Vorinstallationen oder Voreinstellungen Zugang zu ihrem Browser und ihrer Suchmaschine. Der Markt für Browser wird daher stark von Chrome (Google) und Safari (Apple) dominiert. Für Firefox-Nutzer sind Sicherheits- und Datenschutzaspekte besonders wichtig – sie installieren den Browser gezielt selbst. Bei der Nutzung von Suchmaschinen dominiert Google deutlich. Die Nutzung einer alternativen Suchmaschine ist häufig mit einer stärkeren Präferenz für Sicherheit und einem besseren Datenschutz verbunden. Die wichtigste Barriere beim Wechsel des Browsers oder der Suchmaschine ist die Beurteilung von Sicherheit und Datenschutz bei alternativen Anbietern.

4. Adressierung von Netzwerkeffekten und Vorinstallationen bleibt Herausforderung

Interoperabilitätsverpflichtungen, wie sie im Digital Markets Act der EU geplant sind, kann die Dominanz eines Messengers mindern, indem Netzwerkeffekte über etablierte und neue Anbieter realisiert werden. Gleichzeitig kann Interoperabilität zu vermehrtem Single-Homing, d.h. der Nutzung ausschließlich eines Messengers, und einem Verlust an Innovation und Investitionsbereitschaft führen, was dem Wettbewerb letztlich auch schaden könnte. Die Wirksamkeit der kürzlich eingeführten Auswahlmenüs bei Android, welche eine bewusste Auswahl für einen Browser oder eine Suchmaschine und Markteintritt von alternativen Anbietern erleichtern sollen, ist vorerst nicht eindeutig und weiter zu beobachten. 

5. Bericht auf der Website der RTR veröffentlicht

Der Bericht "Wechselbarrieren bei wesentlichen Diensten des Internets" untersucht anhand einer repräsentativen Befragung österreichischer Nutzenden wettbewerbliche Aspekte beim Wechsel von Messengern, Browsern, Suchmaschinen und Handytarif-Anbietern. Der Bericht, der Fragebogen der Umfrage sowie die erhobenen Rohdaten sind auf der Website  der RTR abrufbar. Die Daten sind als Open-Data frei zugänglich und nutzbar.


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