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    02/2023
  • Datum
    26.06.2023

"Künstliche Intelligenz ist die neue Elektrizität." (Andrew Y. Ng*)

Dr. Klaus M. Steinmaurer
Klaus M. Steinmaurer © APA-Fotoservice/Martin Hörmandinger

Liebe Leserschaft!

Endlich einmal jemand, der nicht ein Economist Zitat missversteht und davon spricht, dass Künstliche Intelligenz (KI) oder Daten das neue Öl sind. *Andrew Y. Ng ist ein chinesisch-amerikanischer Wissenschaftler, der in Stanford und dem MIT lehrt und heute zu den Top Leuten im Bereich der KI-Forschung zählt. Aber zurück zur Elektrizität und warum das Thema Künstliche Intelligenz heute in unserem Newsletter eine prominente Rolle spielt.

Die Elektrifizierung unseres Lebens hat, beginnend im 19. Jahrhundert, vieles im Leben der Menschen verändert. Unser Leben wurde einfacher. Elektrische Maschinen machten und machen das Leben leichter. Die Welt wurde überschaubarer. Elektrische Impulse konnten Informationen über tausende Kilomenter sekundenschnell transportieren. Das Leben wurde sicherer, produktiver und heller. Elektrisches Licht erleuchtete dunkle Gassen und verlängerte den Tag, damit wir länger und besser arbeiten konnten. Das tägliche Leben, die Wirtschaft, die gesamte Gesellschaft veränderte sich in einer vergleichsweise kurzen Zeitspanne vollständig. Und vielleicht nicht überall, aber doch zu einem großen Teil zu einem besseren.

Und wie ist das mit der Künstlichen Intelligenz? Als Vision ist sie ja gar nicht so neu, wenn wir zurückblicken zu den ersten Anläufen dazu bereits in den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts. Aber um die Visionen Wirklichkeit werden zu lassen, braucht es seine Zeit. Erst heute sind wir in der Lage, die Rechenleistung in der Größe zur Verfügung zu haben, die wir benötigen, um so etwas wie "Intelligenz" überhaupt "künstlich" zu erschaffen. Und es bedarf entsprechender Infrastruktur, um die Daten zu transportieren, die es dafür braucht.

In den letzten Jahren gab es genau aus diesem Grund erste wirklich große praktische Weiterentwicklungen, die es erst möglich machen, dass diese KI jetzt in unser tägliches Leben eintreten kann. In vielen Bereichen kommt KI schon zum Einsatz, ohne dass es uns bewusst ist, halt meistens für ganz bestimmte Zwecke. Und diese Entwicklung wird ab jetzt immer schneller. 

Mit der Elektrizität war es da nicht anders, dann genauso mit der Telekommunikation und dem Internet. Zuerst tritt es langsam in unser Leben ein und wenn es dann da ist, nimmt es immer rascher immer mehr Platz in unserem Leben ein, bis wir uns ein Dasein ohne gar nicht mehr vorstellen können. Am Anfang fürchten wir uns noch, dann sehen wir die Vorteile, denken nach, wie wir die Nachteile in den Griff bekommen und nutzen die neue Technologie so optimal wie möglich zur Verbesserung unseres Lebens. 

Mit der KI ist es da ziemlich gleich gelagert. Sie ist da und wir müssen uns daran gewöhnen, mit ihr zu leben. Dazu bedarf es eines klaren Blickes auf die Chancen, aber auch auf die Risiken, die damit verbunden sind. Wichtig ist, dass diese Herausforderung angenommen wird und wir - jeder für sich und als Gesellschaft - bereit sind, Neues zu wagen. Das ist auch der Punkt, wo "Regulierung" ins Spiel kommt, wobei hier der Begriff Regulierung in der breitest möglichen Form zu verstehen ist:

Technisch im Sinne nationaler und vor allem internationaler Standardisierung, wettbewerbsrechtlich und datenschutzrechtlich im Sinne der betroffenen Konsument:innen. Gesellschaftspolitisch, wo es um Interessenabwägung, Demokratie und Werte geht. Die aktuelle Diskussion in der Öffentlichkeit veranschaulicht diesen breiten Zugang über die Anforderungen an eine zukünftige und effektive Regulierung ganz deutlich. Die eine Regulierung wird es daher nicht geben können, sondern wird man gut beraten sein, sich dem Thema von den verschiedenen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, technischen und juristischen Gesichtspunkten zu nähern, um den Regelungsbedarf richtig zu erkennen und daraus die notwendigen Ableitungen zu treffen. Künstliche Intelligenz ist daher aus meiner Sicht eine geteilte Regulierungsverantwortung, die einer zentralen Koordinierung bedarf, die mit der notwendigen technischen, wirtschaftlichen und juristischen Expertise ausgestattet und in der Lage ist, einen den Anforderungen gerecht werdenden Gesamtüberblick sicherzustellen. Wir müssen auch damit leben lernen, dass das "ex ante" Regulierungsmodell, wie wir es bislang gewohnt waren, in seiner Reinform ein viel zu langsames Auslaufmodell ist, das wir zukunftsfit weiterentwickeln müssen. Das verlangt auch von Sektorregulierern wie uns eine neue Herangehensweise an die an uns gesellten Fragen. Nur wenn es gelingt, das in Europa und national entsprechend aufzusetzen, kann vor allem im internationalen Wettbewerb das volle Potenzial mit KI erreicht werden. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Europäische Union dieser Herausforderung stellt und welchen Lösungsansatz sie im AI Act im Zusammenhang mit Regulierung verfolgt. Wenn wir die Möglichkeiten von KI richtig einschätzen, muss uns bewusst sein, dass damit ein Scheidepunkt in Hinblick auf die zukünftige Rolle Europas in der Welt zusammenhängt. Man darf also gespannt sein. Für uns in Österreich bedeutet es jedenfalls, sich jetzt schon Gedanken zu machen, wie die Zukunft aussehen kann bzw. soll.

Und weil auch wir gespannt sind und uns so einige Gedanken zu dem machen, was sich um uns so entwickelt, haben wir in unserem aktuellen Newsletter das Thema Künstliche Intelligenz und Regulierung aufgegriffen und von mehreren Seiten beleuchtet. Großer Dank dabei an unsere beiden Gastautoren Herrn Staatssekretär Florian Tursky, der über die Chancen und Herausforderungen von KI schreibt, und dem stellvertretenden Leiter der Datenschutzbehörde, Herrn Dr. Matthias Schmidl, der zum Thema Datenschutz und KI Position bezieht. Im Anschluss daran schauen wir uns an, was KI und Telekommunikation gemeinsam haben und was sich dabei auch so in Europa tut und was es mit ChatGPT auf sich hat. 

Daneben gibt es natürlich auch einige Neuigkeiten von BEREC, insbesondere zur aktuellen Konsultation über die Zukunft der elektronischen Kommunikation und zur Gigabit Recommendation, wo es am Ende um die Beschleunigung und Erleichterung des Netzausbaus gehen soll. Auch der Postbereich kommt nicht zu kurz.

Das Leben, ob mit oder ohne künstliche Intelligenz, bleibt also gleichermaßen aufregend. Die technologischen Entwicklungen, mit denen wir in sehr naher Zukunft bereits rechnen müssen, werden sicher für uns alle eine riesen Herausforderung sein, aber eben auch eine große Chance mit viel Potenzial, unser Leben auch besser zu machen.

In diesem Sinne wünsche ich einen spannenden Lesespaß und hoffe, viele von Ihnen auch bei unserem Salzburger Telekom Forum am 22. und 23. August in Salzburg persönlich begrüßen zu dürfen.

Ihr

Klaus M. Steinmaurer



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