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    04/2022
  • Datum
    20.12.2022

Telekombranche dämpft Inflation

Das Jahr 2022 war gekennzeichnet durch hohe Inflationsraten, getrieben durch hohe Energiepreise. So stieg der Verbraucherpreisindex (VPI 2020) von 103,5 Punkten im September 2021 auf 114,5 im September 2022. Dies entspricht einer Teuerungsrate von 10,6% zum Vorjahr. Im Oktober/Oktober-Vergleich ist dieser Wert sogar weiter auf 11,0% gestiegen. Eine Ausnahme bildet hier der Telekommunikationssektor und das trotz steigender Inputfaktorpreise.

Für die Kostensteigerungen eines Telekombetreibers sind im Wesentlichen drei Faktoren entscheidend: 1) die Energiekosten, 2) die Baukosten und 3) die Lohnkosten. Infolge wird auf die Preisentwicklung der drei Inputfaktoren eingegangen, wobei immer die Teuerungsraten von September 2021 auf September 2022 dargestellt werden:

Die Energiekosten sind der Treiber aller anderen Inflationsindizes. So weist die Bundesmessziffer VPI 2015 (4.5 Strom, Gas und andere Brennstoffe) eine Indexsteigerung von 64,4% auf (4.5.1 Elektrischer Strom 36,7%). Sie sind ein wesentlicher Inputfaktor für die Telekombranche.

Die Tiefbaukosten stellen einen wesentlichen Kostenfaktor bei der Erweiterung und dem Neubau von Telekommunikationsinfrastrukturen dar. Statistik Austria stellt dabei eine Fülle von Spezialindizes zur Verfügung. Der veröffentlichte Index BKI 2020 (Siedlungswasserbau) scheint im gegenständlichen Fall am besten geeignet. Die Steigerungsrate beträgt hier 12,4%. Bei diesem Index fließen im Wesentlichen Materialkosten, Treibstoffkosten und Lohnkosten ein.

Lohnkosten gehen zeitlich verzögert über Kollektivvertragsverhandlungen unter Berücksichtigung des VPI und damit indirekt – wiederum getrieben von den hohen Energiekosten – in den Index ein. 
Obwohl die Telekombranche von den massiven Preissteigerungen betroffen ist, zeichnet der Bereich Telekommunikation ein gänzlich anders Bild, welches im regelmäßig von der RTR veröffentlichten Mobilfunkpreisindex verfolgt werden kann.

Der Mobilfunkpreisindex (für Neukund:innen) ist ein Maßstab für die Preisentwicklung der Mobilfunktarife, der aus den jeweils fünf günstigsten Tarifen je Marke für unterschiedliche Nutzertypen berechnet wird. Für die Berechnung zieht die RTR die monatlich von der Arbeiterkammer veröffentlichten Tarifdaten (AK Tarifwegweiser) heran. Für die weitere Berechnung werden die Anzahl der aktiven SIM-Karten, die Höhe der Endgerätesubvention sowie die Häufigkeit der Nutzung (Sprache, SMS, Daten) herangezogen. Die Häufigkeit der Nutzung (siehe Tabelle 1) wird für die Einteilung der vier gleich großen Nutzertypen, Low, Medium, High und Power, herangezogen (siehe Beschreibung des Datenbestandes Mobilfunkindex).

Tabelle 1: Durchschnittliche monatliche Nutzung der vier Nutzertypen im Jahr 2022

JahrLowMediumHighPower
Telefonie (Minuten)20100227539
SMS (Anzahl)01419
Daten (Mbyte)09453.69012.838



Tabelle 2: RTR Mobilfunkindex September 2020 - 2022 und Veränderung zum Vorjahr

Jahr (Sept)GesamtindexLow-UserMedium-UserHigh-UserPower-User
202067,39118,3063,9253,2634,09
202165,00109,5062,9353,7133,87
2022 65,92115,4663,8354,3430,08
Sept 2020 vs.
Sept 2021
-3,5%-7,4%-1,5%0,8%-0,6%
Sept 2021 vs.
Sept 2022
1,4%5,4%1,4%1,2%-11,2%


Tabelle 2 zeigt die Preisentwicklung für die Jahre 2020 vs. 2021 und 2021 vs. 2022 jeweils im Monatsvergleich September. Aktuell ist eine Preissteigerung, insbesondere im untersten Leistungsspektrum zu erkennen, die im Gesamtindex durchschlägt. Bei einer Betrachtung über zwei Jahre kann der Effekt im Gesamtindex jedoch durch die Preissenkungen im Vorjahr aufgefangen werden. Im Power-User-Segment gab es auch 2022 eine deutliche Preissenkung. Aufgrund der Erfahrungen der letzten Jahre mit dem Weihnachtgeschäft kann für das vierte Quartal 2022 eine signifikante Preissteigerung ausgeschlossen werden. Eine ähnliche Lage zeigt sich im Festnetzbereich, wenn auch nicht so stark ausgeprägt.

Obige Ausführungen beschreiben nicht nur die Situation des letzten Jahres, sondern zeigt sich auch im langjährigen Trend, der in Abbildung 1 anhand der Warengruppen, die in den VPI einbezogen sind, veranschaulicht werden soll.

Quelle: Daten Statistik Austria, eigene Darstellung
Abbildung 1: VPI 2015 im Detail nach Warengruppen des Baskets © RTR

In obiger Abbildung wurden neben dem VPI Gesamtindex noch die Bereiche "04 Wohnung, Wasser, Energie" und "08 Nachrichtenübermittlung" hervorgehoben und die Legende in absteigender Reihenfolge der Höhe der (Sub-)Indexwerte des Jahres 2021 sortiert. Es zeigt sich, dass der Bereich 04 (Wohnen, Wasser, Energie) schon seit längerem ein Treiber der Inflation ist, d.h. über dem Gesamtindex zu liegen kommt. Ein gänzlich anderes Bild zeigt die Kategorie der Telekommunikationsdienstleistungen (08). Im Gegensatz zu allen anderen dargestellten Indizes ist dieser Index über den gesamten Zeitraum fallend und wirkt sohin inflationsdämpfend.

Dieser Trend kann auch als Ergebnis von funktionierendem Wettbewerb interpretiert werden, wobei im Mobilfunk auch die virtuellen Netzbetreiber (MVNO, Mobile Virtuell Network Operator) eine wichtige Rolle spielen. Diese betreiben selbst kein Funknetz, sondern beziehen die funktechnische Netzleistung auf der Vorleistungsebene von Mobilfunkbetreibern (MNO). Der Zugang zu diesen Leistungen, insbesondere aber der Zugang zu 5G-Leistungen ist für den Wettbewerb in Österreich wesentlich. Die TKK hat im heurigen Jahr eine Marktanalyse gestartet, da die verpflichtende Auflage für Hutchison aus der Unternehmensfusion gerade ausläuft und es im Vorfeld Beschwerden von virtuellen Netzbetreibern bezüglich des Zugangs zu den notwendigen Vorleistungen gab. Diese Marktanalyse wird im nächsten Jahr fortgesetzt. 

Zusammenfassend kann für den Telekomsektor im Ausblick festgehalten werden, dass für die Telekombranche – in Anlehnung an den Werbeslogan eines MVNO – gilt: "Wenn schon nicht billiger, dann aber jedenfalls besser!"

Autor: Martin Lukanowicz


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