Am 29. Mai 2012 wurden von BEREC, dem Gremium Europäischer Regulierungsstellen für elektronische Kommunikation, die Ergebnisse einer Untersuchung zum Thema Regulierung des Internetverkehrs und anderer Praktiken, die eine Einschränkung des freien Internetzugangs in Europa bedeuten, veröffentlicht. Die Studie wurde gemeinsam mit der Europäischen Kommission durchgeführt. Basierend auf den Antworten im Rahmen einer Befragung von mehr als 400 europäischen Betreibern im Festnetz- und Mobilbereich stellen die Ergebnisse eine Momentaufnahme des europäischen Marktes dar. BEREC möchte mit der ersten Untersuchung dieser Art einen weiteren Beitrag zur Diskussion dieses wichtigen Themas in Europa leisten.
Gleichzeitig wurden Konsultationen zu drei Dokumenten in Zusammenhang mit Netzneutralität gestartet: die „Quality of Service Guidelines“ (Leitlinien zur QoS), ein Bericht zu Differenzierungspraktiken und zugehörige Fragen zum Wettbewerb sowie ein Bericht zur IP-Interconnection. Zuvor wurden die „Transparency Guidelines“ und der „Quality of Service Framework Report“ verabschiedet. Beide Dokumente wurden im Dezember 2011 veröffentlicht.
Zur Erklärung, wie die einzelnen Teile zusammengehören, hat BEREC Erläuterungen veröffentlicht, die unter anderem folgende Beobachtungen enthalten:
BEREC zieht unter anderem folgende Schlussfolgerungen zum Thema Netzneutralität:
BEREC setzt sich für das offene Internet ein und wird weiterhin die Entwicklung am Markt genau verfolgen. BEREC wird sicherstellen, dass die nationalen Regulierungsbehörden auf jegliche zukünftige Entwicklungen im Bereich der Netzneutralität rasch und effektiv reagieren können.
Den von BEREC erhobenen Daten zum Internetverkehr zufolge („Traffic management data“) bieten die meisten Provider Internetzugangsdienste ohne anwendungsspezifische Einschränkungen an. Spezielle Techniken, wie die Sperrung oder Drosselung von Peer-to-Peer-Verkehr oder VoIP (was häufiger im Mobil- als im Festnetz vorkommt), könnten für die Konsumenten jedoch problematisch sein. BEREC kommt unter anderem zum Ergebnis, dass mindestens 20 % der Internetnutzer in Europa gewissen Einschränkungen bei ihrem Zugang zu VoIP-Diensten unterliegen, obwohl dies von Land zu Land unterschiedlich ist (abhängig zum Beispiel von der Anzahl der Betreiber, die uneingeschränkten Zugang anbieten).
Der Bericht zu den Differenzierungspraktiken und den damit in Zusammenhang stehenden Problemen bei der Netzneutralität stellt ein Rahmenkonzept für die Analyse der Auswirkungen von Differenzierungspraktiken, wie beispielsweise die Sperre oder Priorisierung von Internetverkehr, auf den Wettbewerb und Innovationen dar. In dem Bericht werden verschiedene, auf Internetzugangsdienste angewendete Differenzierungspraktiken untersucht und deren potenzieller Schaden für die Interessen der Endkunden bzw. die negativen Auswirkungen sowohl auf den elektronischen Kommunikationsmarkt als auch auf den Content-Anwendungs- und Dienste-Markt betrachtet.
In den „Guidelines on quality of service in the scope of net neutrality“ (Leitlinien zur Dienstequalität im Rahmen der Netzneutralität) werden die nationalen Regulierungsbehörden informiert, wie und auf welche Art sie ihre Befugnisse zur Erlassung von QoS-Mindestanforderungen gegenüber den Betreibern ausüben sollen, um Verschlechterungen im Internet-Traffic zu verhindern. Sie enthalten Leitlinien für die nationalen Regulierungsbehörden zur Einschätzung der verschiedenen Regulierungsmöglichkeiten im Bereich des Internet-Traffic unter Berücksichtigung des jeweiligen nationalen Umfelds.
Das „Assessment of IP Interconnection in the context of net neutrality” (Evaluierung von IP-Interconnection in Zusammenhang mit Netzneutralität) untersucht die Geschichte der Entstehung des unregulierten IP-Interconnection-Marktes zwischen Internet-Providern und anderen Akteuren in der Wertschöpfungskette des Internet. Der Bericht analysiert, wie sich Abweichungen von der Netzneutralität auf der Ebene der Zusammenschaltung auswirken könnten, und beleuchtet regulatorische Aspekte.
Das öffentliche Konsultationsverfahren zu den drei Dokumenten läuft bis 31. Juli 2012. Reaktionen und Stellungnahmen bitte – vorzugsweise in englischer Sprache – an das BEREC Program Management unter pm@berec.europa.eu.