(gem. Punkt 9.1 PRRF-Richtlinien)
Förderprojekte, die durch ihre inhaltliche oder technische Gestaltung einen innovativen Charakter oder hohe publizistische Qualität aufweisen und damit einen Beitrag zur ständigen Weiterentwicklung und Verbesserung eines pluralistischen Rundfunkangebots leisten, sind bevorzugt zu berücksichtigen. Besonders werden jene Förderansuchen beachtet, die sich auf Förderprojekte beziehen, die durch ihre inhaltliche Gestaltung zu Integration, Gleichberechtigung und Verständigung oder durch kontroverse und umfassend recherchierte Berichterstattung besonders zur Meinungsvielfalt beitragen.
Zentrale Voraussetzungen für „besondere publizistische Qualität“ bzw. für die Bewertung als Qualitätssendung sind:
- die Relevanz (Bedeutsamkeit) des Themas / der Themen,
- ein relevanter Beitrag zur Vielfalt (ebenfalls themenabhängig),
- Journalistische Professionalität (z.B. sehr hoher Rechercheaufwand, tief gehende Beschäftigung mit Themen, hervorragende technische und handwerkliche Qualität)
Beispiel: Informationssendung über geschlechtsspezifische Gewalt und Gewalt gegen Kinder
- Relevanz: Geschlechtsspezifische Gewalt und Gewalt gegen Kinder ist ein bedeutendes gesellschaftliches Thema, das sowohl soziale als auch politische Implikationen hat. Die Sendung könnte dazu beitragen, das Bewusstsein für diese Problematik zu schärfen und die öffentliche Diskussion zu fördern.
- Themenvielfalt: Obwohl geschlechtsspezifische Gewalt und Gewalt gegen Kinder gelegentlich in den Medien behandelt wird, gibt es oft eine unzureichende Tiefe und Sensibilität in der Berichterstattung. Diese Sendung könnte eine differenzierte und umfassende Perspektive bieten, die in anderen Formaten fehlt.
- Professionalität und Originalität: Ausführliche Eigenrecherche, tiefgehende Beschäftigung, die Einbindung von Expert:innen und Betroffenen und die Nutzung fundierter Forschungsergebnisse können der Sendung eine hohe Qualität und Originalität verleihen. Dies würde den Zuschauer:innen neue Einsichten und ein besseres Verständnis der komplexen Thematik ermöglichen.
- Vermittlung von Wissen: Die Sendung kann dazu beitragen, ein komplexes Thema verständlich zu machen und den Zuschauer:innen fundiertes Wissen zu vermitteln. Dies ist besonders wichtig, um Vorurteile abzubauen und Empathie für Betroffene zu fördern.
- Verständliche Vermittlung eines komplexen Themas: Eine klare und zugängliche Darstellung der Inhalte ist entscheidend, um ein breites Publikum zu erreichen und zu informieren. Die Sendung kann dazu beitragen, die gesellschaftliche Wahrnehmung von geschlechtsspezifischer Gewalt und Gewalt gegen Kinder zu verändern und die Notwendigkeit von Maßnahmen zur Unterstützung Betroffener zu verdeutlichen.
Andere Themenbeispiele: Tiefgehende Kultursendungen, qualitativ gut gemachte Radio-Features zu relevanten Themen, aufwendige und informative Dokumentationen, Informationssendungen in kindergerechter Sprache oder mit Schwerpunkten wie Migration, Europäische Union etc.
Keine Qualitätssendungen im Sinne der Richtlinien sind: Allgemeine Wochenmagazine, typische moderierte Radiosendungen (z.b. Am Vormittag, Nachmittag etc.)
Kriterien für publizistische Qualität im Detail sind:
- Relevanz: Themenauswahl nach Wichtigkeit/Bedeutsamkeit (z.B. Themen aus den Bereichen Politik, Gesellschaft, Kultur, Bildung, Wissenschaft)
- Vielfalt: Beitrag zur Vielfalt anhand von Themen, auch Quellenvielfalt und unterschiedlichen Ansichten
- Journalistische Professionalität
- Originalität: Eigenrecherche, schöpferisch neues, neues Thema, Innovationen ...
- Genaue Recherche, hoher Rechercheaufwand, tiefer gehende Befassung mit einem Thema, Hintergrund zum Thema
- Richtigkeit: Faktentreue
- Sorgfalt der Produktion (technische und handwerkliche Qualität)
- Vermittlung von Wissen, Aufbereitung komplexer Themen
- Verständlichkeit: anschaulich, prägnant
- Transparenz: Quellenangabe und -kritik
- Aktualität: Neuigkeit, Schnelligkeit. Bedeutung hängt allerdings vom Format ab (Nachrichten versus Doku)
- Unabhängigkeit: – insbesondere von Werbekunden, aber auch von Parteipolitik gemeint (z.B. kritische Berichterstattung)
- Unparteilichkeit: Ausgewogenheit, unterschiedliche Meinungen
Um als Qualitätssendung gewertet zu werden, müssen nicht alle Kriterien, aber zumindest die meisten überzeugend erfüllt werden. Manchmal ist es sinnvoll, wenn einige Kriterien explizit nicht erfüllt werden. Quellenangabe ist für Aufdeckungsjournalismus manchmal nicht förderlich.