(Daniela Andreasch, Anton Schwarz)
Um eine marktnahe Regulierung des österreichischen Telekommunikationsmarktes sicherzustellen, ist – zusätzlich zur Erhebung von Daten der Angebotsseite beispielsweise in den RTR Monitoren – eine regelmäßige Betrachtung der Nachfrageseite erforderlich. Nur so können die unterschiedlichen Präferenzen der Konsument:innen eruiert und ganzheitliche Schlussfolgerungen zur Marktentwicklung und zur Wettbewerbssituation gezogen werden.
Im Fokus der vor kurzem von der RTR veröffentlichten nachfrageseitigen Erhebung 2025 (NASE 2025) stand die Nutzung von verschiedenen Internetzugangstechnologien sowie das Wechselverhalten zwischen mobilen und festen Technologien. Im Zeitraum von Mitte Februar 2025 bis Mitte April 2025 befragte das Institut Spectra im Auftrag des Fachbereichs Telekommunikation und Post der RTR ca. 2.000 Haushalten und 1.000 Unternehmen. Bei den Haushalten erfolgte die Befragung mittels Online-Fragebögen (CAWI bzw. Computer Assisted Web Interview), bei den Unternehmen mittels telefonischer Befragung (CATI bzw. Computer Assisted Telepohne Interview) Nachstehend folgt ein Abriss zu den Erhebungsschwerpunkten "Privatkunden" und "Unternehmen".
Laut der vorliegenden Erhebung gaben 68 % der Befragten an, im Haushalt zumindest eine mobile Internetzugangsform zu nutzen. Mobiles Internet in Form eines Cubes bzw. einer Internetbox ist mit 44 % die am häufigsten genutzte mobile Zugangsart, gefolgt von der Nutzung direkt am Handy als Internetzugang zu Hause mit 42 %. Nur 8 % der Befragten verwenden im Haushalt mobiles Internet über USB-Stick oder SIM-Karte in Laptop oder Tablet.
Insgesamt 58 % der Befragten gaben an, eine feste Internetzugangsart zu nutzen. Laut aktueller Erhebung liegt bei den privaten Haushalten Kabel-Internet (CATV) mit 37 % an erster Stelle, gefolgt von Glasfaser (FTTH) mit 27 % und DSL sowie Hybrid mit 24 % bzw. 14 %. Lediglich je 3 % der befragten Haushalte nutzen Zugänge über Funk oder Satellit. Ein Vergleich mit den Daten der Anbieter, die von der RTR ebenfalls regelmäßig erhoben werden, zeigt jedoch, dass die Technologie des festen Internetzugangs oft falsch eingeschätzt wird. Insbesondere FTTH wird mit 27% im Vergleich zu 13% am deutlichsten überschätzt, DSL wird wiederum unterschätzt.
Betrachtet man im Segment der Privatkunden die Nutzung nach Alter, so wird deutlich: Die ausschließliche Nutzung von mobilem Breitband nimmt mit zunehmendem Alter ab. 53 % der bis 29-Jährigen verwenden ausschließlich mobiles Breitband, während dies nur für 25 % der über 70-Jährigen gilt. Gleichzeitig steigt die ausschließliche Nutzung von festem Breitband sowie die Nutzung beider Zugangsarten mit dem Alter.
Festes Breitband: Kabelgebunden (DSL, Hybrid, CATV, FTTH), über Satelliten, über Funk; Mobiles Breitband: Cube, Stick, Handy
Nach wie vor am häufigsten verwenden Privatpersonen das Internet zur Informationssuche ("Surfen") und für den Versand von E-Mails (jeweils 87 % tägliche Nutzung). Es folgen soziale Netzwerke mit 65 %, Video-Streaming mit 52 % und Chats mit 42 % täglicher Nutzung. Betrachtet man die Nutzung mindestens einmal pro Woche (Summe aus täglich und mindestens einmal pro Woche), so liegt Online-Banking mit 71 % auf Platz drei. Für Homeoffice wird das Internet von 36 % der Befragten zumindest einmal pro Woche eingesetzt. Stellt man das Nutzungsverhalten der Internetnutzer:innen im Jahr 2020 dem im Jahr 2025 gegenüber, so zeigt sich, dass 2025 nahezu alle Anwendungen häufiger täglich genutzt werden als im Jahr 2020.
Weiters wurde in der NASE 2025 erhoben, ob es bei den befragten Haushalten in den vergangenen zwei Jahren zu einem Wechsel von festen Internetanschlüssen zu mobilen Cubes und umgekehrt gekommen ist. Der Großteil der Befragten (83 %) ist in den vergangenen zwei Jahren bei derselben Internetzugangsart geblieben. Fand ein Wechsel statt, dann etwa gleich häufig (8 %) von einem festen zu einem mobilen Internetzugang und umgekehrt (7 %).
Der flächendeckende Ausbau von Glasfasernetzen ist ein wesentliches Ziel der Europäischen Union und der österreichischen Bundesregierung. Trotz kontinuierlicher Steigerungen beim Ausbau und der Nutzung liegt Österreich hinter den meisten anderen europäischen Ländern zurück. In der nachfrageseitigen Erhebung wurde daher auch den Gründen nachgegangen, warum sich Personen bzw. Haushalte gegen einen Glasfaseranschluss entscheiden, obwohl ein solcher an ihrem Wohnort ver¬fügbar wäre. Der Hauptgrund ist die Zufriedenheit mit dem bestehenden Anschluss (31 %), auch der Preis spielt eine gewisse Rolle (19 %). Die gute Nachricht für Glasfaseranbieter: 19 % planen, den Glasfaseranschluss in Zukunft zu nutzen.
Der zweite Abschnitt der Erhebung befasste sich mit der Internetnutzung durch Unternehmen. Der Großteil der Unternehmen (85 %) verfügt über einen mobilen Internetzugang, wobei 74 % der befragten Unternehmen Internetzugänge über das Handy nutzen. Deutlich weniger, nämlich 36 %, gaben an, einen Cube im Unternehmen einzusetzen, nur 13 % einen Stick. 76 % der Unternehmen haben einen oder mehrere feste Internetanschlüsse, wobei den Angaben zu folge Anschlüsse über Glasfaser am häufigsten genutzt werden (35 %). Ein Vergleich mit den Daten der Anbieter zeigt jedoch, dass selbst Unternehmen ihre feste Internettechnologie oft falsch einschätzen. Auch hier werden FTTH-Anschlüsse über- und DSL-Anschlüsse unterschätzt.
Aufgeschlüsselt nach Unternehmensgröße zeigen sich Unterschiede hinsichtlich der alleinigen und komplementären Nutzung von festen und mobilen Breitbandanschlüssen. Festes Breitband wird sowohl von kleineren als auch von größeren Unternehmen in ähnlichem Ausmaß stand alone genutzt. Nur mobiles Breitband wird hauptsächlich von kleineren Unternehmen genutzt. Mit zunehmender Unternehmensgröße steigt die komplementäre Nutzung von festem und mobilem Breitband.
Weitere Schwerpunkte der Erhebung sind – jeweils aufgeschlüsselt nach Haushalten und Unternehmen – die Untersuchung der Kostensituation bei Breitbandprodukten, die Präferenzen bei der Wahl von Anbietern und die Wechselwilligkeit.
Die Ergebnisse der nachfrageseitigen Erhebung 2025 ("NASE 2025") sind auf der Website der RTR veröffentlicht und ergänzen die Marktdaten, die jedes Quartal im RTR Internet Monitor und im RTR Telekom Monitor veröffentlicht werden, um die Sicht der Nachfrager. Die Daten der Erhebung stehen ebenfalls auf der Website der RTR zur Verfügung.