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  • Newsletter
    02/2022
  • Datum
    01.07.2022

Telekommunikationsbranche und Energiewirtschaft kooperieren bei Branchenrisikoanalysen

Seit 2017 werden unter Federführung der RTR sogenannte „Branchenrisikoanalysen“ für die Telekommunikationsbranche durchgeführt. Dabei handelt es sich um einen zyklischen Prozess, bei dem im Abstand von jeweils zwei bis drei Jahren Risiken identifiziert und bewertet werden, die allen Betreibern elektronischer Kommunikationsnetze oder -dienste gemein sind bzw. über den einzelnen Betreiber hinausgehen. Bislang wurden Berichte über die Branchenrisikoanalysen 2018 und 2020 veröffentlicht, darüber hinaus ein Bericht aus dem Jahr 2019 über spezifische Risiken für die Cybersicherheit von 5G-Netzen.  Solche Risikoanalysen werden auf Basis der Österreichischen Cybersicherheitsstrategie (ÖSCS) und des Österreichischen Programms zum Schutz kritischer Infrastrukturen (APCIP) für verschiedene Sektoren durchgeführt, u.a. auch für die Energiewirtschaft und die Finanzbranche.

Die Risikoanalysen umfassen auch Risiken, die nicht charakteristisch für eine bestimmte Branche sind, sondern mehrere Sektoren oder die Gesellschaft insgesamt betreffen. Überdies existieren zwischen verschiedenen Branchen Abhängigkeiten, sodass sich Beeinträchtigungen in einer Branche auf andere Branchen auswirken. In solchen Fällen spricht man von Kaskadeneffekten. Diese treten in besonderem Maß zwischen der Telekommunikationsbranche und der Energiewirtschaft auf. Beispielsweise führen Stromausfälle innerhalb weniger Stunden zu Ausfällen von Basisstationen. Teile der Kommunikationsinfrastruktur, die sich in Rechenzentren befinden, können zwar bei guter Notstromversorgung länger in Betrieb gehalten werden, aber kaum länger als wenige Tage. Die Verfügbarkeit von Kommunikationsnetzen, insbesondere Mobilfunknetzen, kann also nur bei funktionierender Stromversorgung gewährleistet werden. Umgekehrt hängt auch die Stromversorgung von der Kommunikationsinfrastruktur ab, wenngleich wesentliche Einrichtungen auf nationaler und regionaler Ebene hinsichtlich der elektronischen Kommunikation autark sind.

Zur Behandlung branchenübergreifender Risiken arbeiten die Telekommunikationsbranche und die Energiewirtschaft seit zwei Jahren zusammen. Als besonderer Vorteil hat sich dabei erwiesen, dass die Risikoanalysen beider Sektoren auf derselben Norm beruhen und daher einander methodisch, auch in der Granularität und der Bewertung der erfassten Risiken, sehr ähnlich sind. In mittlerweile fünf mehrstündigen Workshops, an denen Vertreter beider Sektoren unter der Koordination von RTR und E-Control teilnahmen, wurden eine Reihe gemeinsamer Risiken und überdies mehrere Risiken mit Kaskadenpotenzial identifiziert. Im nächsten Schritt sollen risikomindernde Maßnahmen untersucht werden. Für gemeinsame Risiken genügt es, die von beiden Sektoren bereits festgelegten Maßnahmen zu vergleichen und eventuell voneinander zu lernen. Manche Maßnahmen zur Minderung von Risiken mit Kaskadenpotenzial bedürfen hingegen einer Abstimmung zwischen den beiden Sektoren, die durch die institutionelle Zusammenarbeit gefördert wird.

Die Kooperation zwischen Telekommunikationsbranche und Energiewirtschaft bei der Identifizierung gemeinsamer Risiken und Kaskadeneffekte hat sich schon in der kurzen Zeit ihres Bestehens bewährt. In Zukunft könnte sie sich auch zu einem Modell für die branchenübergreifende Betrachtung von Risikoanalysen entwickeln.



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