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    04/2023
  • Datum
    18.12.2023

RTR-Round-Table: Take-Up Rate in Glasfasernetzen

(Anton Schwarz)

Am 5. Dezember fand in der RTR ein Round Table mit Marktteilnehmern, Interessenvertretungen und Repräsentanten aus dem Finanzministerium statt, bei der über die Nutzung von Glasfasernetzen (FTTH, Fiber to the Home) diskutiert wurde. Der Ausbau solcher Netze schreitet in den letzten Jahren kontinuierlich voran, oft gestützt durch staatliche Förderungen, die tatsächliche Nutzung bleibt aber oft hinter den Erwartungen zurück. Warum das so ist und was man dagegen tun könnte, war Gegenstand der Diskussion. 

Zunächst wurden von der RTR aktuelle Zahlen zur FTTH Take-up Rate präsentiert. Die Take-up Rate berechnet sich aus der Anzahl der aktiven FTTH-Anschlüsse dividiert durch die Anzahl der verfügbaren Anschlüsse (Homes Passed). Mitte 2023 lag die Take-up Rate bei ca. 20%, d.h. nur jeder fünfte verfügbare Glasfaseranschluss wurde tatsächlich genutzt (siehe Abbildung 1). Doch bereits der Vergleich der Bundesländer zeigt deutliche Unterschiede auf. So liegt die Take-up Rate in Salzburg und Wien, wo eine besonders gute Abdeckung durch Kabelfernsehnetze herrscht, deutlich unter jener in anderen Bundesländern. In einer Studie der RTR aus 20221  wurde auch die Gemeindeebene analysiert. Dabei zeigte sich, dass hier die Unterschiede noch größer sind und es sowohl Gemeinden mit 1% als auch solche mit über 70% Take-up Rate gibt.

Abbildung 1: Entwicklung der FTTH Take-up Rate © RTR

Nichtsdestotrotz liegt Österreich beim Glasfaserausbau, bei der Nutzung und besonders bei der Take-up Rate im europäischen Vergleich am unteren Ende, wie Zahlen der Europäischen Kommission und des FTTH-Councils zeigen (siehe Abbildung 2).

Abbildung 2: FTTH-Kennzahlen im internationalen Vergleich (2022) © RTR

Bei der Suche nach Lösungen lohnt sich immer wieder auch ein Blick über den Zaun. Es war daher ein Vertreter der luxemburgischen Regulierungsbehörde ILR per Videokonferenz zugeschalten, um über die Entwicklungen bei der Glasfasernutzung im zweitkleinsten Mitgliedsstaat der EU zu berichten. Es zeigte sich, dass auch in Luxemburg die Nutzung von FTTH-Netzen erst mit fortschreitendem Ausbau Fahrt aufnahm. Die höheren Geschwindigkeiten, die z.B. für Video- bzw. TV-Streaming benötigt werden, die Zuverlässigkeit sowie die Förderung des Anschlusses durch die Betreiber bewegten letztlich viele Luxemburger:innen zum Umstieg. Während der Pandemie wurde diese Akzeptanz noch verstärkt. Ab 2019 begann der Luxemburger Incumbent, Post Luxembourg, damit, das Kupfernetz außer Betrieb zu nehmen. Eine vollständige Abschaltung soll bis zum Jahr 2030 erfolgen. Auch dadurch wird die Take-up Rate in FTTH-Netzen deutlich erhöht werden.

Danach ging es in eine Diskussionsrunde, bei der sich alle vertretenen Unternehmen bzw. Organisationen zu Wort meldeten. Dabei wurde immer wieder darauf hingewiesen, dass der FTTH-Ausbau in Österreich derzeit voll im Gange ist und es bei der Take-up Rate einfach noch Geduld und Zeit brauche. Gegenwärtig kann der Bandbreitenbedarf oft noch mit DSL oder Mobilfunk abgedeckt werden, langfristig würde sich aber die überlegene Technologie durchsetzen. Erwähnt wurde auch, dass es große regionale Unterschiede gibt und vor allem in ländlichen Gemeinden immer wieder gute Take-up Raten, oft schon 40% oder mehr in der Vorvermarktung, erzielt werden. Generell sei die Situation in Österreich aber durch die gute Kabelnetz-, DSL- und Mobilfunkversorgung schwieriger als in den meisten anderen europäischen Ländern. 

Welche Maßnahmen könnten nun ergriffen werden, um die Take-up Rate zu erhöhen? Hier wurde vielfach eine Änderung des Wohnungseigentumsgesetz gefordert, die erlaubt, Mehrparteienhäuser auch dann zu erschließen, wenn nicht alle Parteien zustimmen. Kritisiert wurde auch die Produktwerbung einiger Betreiber, die Verwirrung über die zugrundeliegende Technologie schaffen würde. So glauben einige Kund:innen, bereits über einen FTTH-Anschluss zu verfügen, obwohl das nicht der Fall ist. Bei Open Access Netzen wird eine weitere Standardisierung der Vorleistungsprodukte bzw. -prozesse als Hebel gesehen, um Kosten zu senken, mehr Anbieter auf die Netze zu holen und so die Take-up Rate zu erhöhen2.  Einigkeit herrschte seitens der Betreiber darüber, dass die Preise für Glasfaser im Verhältnis zur Leistungsfähigkeit nicht überhöht sind. Der Mark-Up zu anderen Technologien sei angesichts der hohen Investitionskosten trotz Förderung notwendig.

Eine Nachfrageförderung wurde übrigens von den Anwesenden nicht gefordert. Es bestand weitgehender Konsens darüber, dass der Ball jetzt bei den Unternehmen liegt und sich mit zunehmendem Ausbau auch die Nutzung und eine höhere Take-up Rate einstellen wird.


1 Siehe RTR (2022), Nachfrage nach Glasfaseranschlüssen in Österreich

2 Siehe dazu auch RTR (2023) "Open Access Netze in Österreich"



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