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Digitale Plattformen und Gatekeeper

Viele Dienste, die in den letzten Jahren entwickelt wurden, basieren auf dem Internet. Einige dieser internetbasierten Angebote erbringen zunehmend Dienstleistungen in Geschäftsfeldern, die traditionell Telekommunikationsunternehmen vorbehalten waren, und werden als Over-The-Top- bzw. OTT-Dienste bezeichnet. Ein gutes Beispiel für OTT-Dienste sind Sofortnachrichtendienste (oder auch Instant Messenger), die unter anderem ähnliche Leistungen anbieten wie SMS oder Telefonie. Oftmals sind diese Dienste als Plattformen oder Teil großer digitaler Ökosysteme organisiert. Wesentliche Dienste wie Browser, Suchmaschinen, Apps Stores, Betriebssysteme und Kommunikationsplattformen nehmen oftmals eine Gatekeeperstellung gegenüber bspw. den Kunden oder anderen Anbietern ein und können (bei entsprechender Marktmacht) das offene Internet und dessen Funktion als Innovationsmaschine einschränken. Der Digital Markets Act (DMA) verwendet für diese Dienste auch den Begriff core platform services

Auch Cloud-Dienste werden im DMA als core platform services definiert. Sie werden sowohl von Telekombetreibern als auch von großen Plattformen wie Amazon, Microsoft  oder Google angeboten. Cloud-Dienste ermöglichen Unternehmen und Konsument:innen etwa den Zugriff auf die dafür notwendigen, skalierbaren Rechenkapazitäten über verschiedene Netze hinweg. Mit der Nutzung verschiedener Dienste von demselben Anbieter können Nutzer:innen Synergien und innovative Lösungen realisieren, gleichzeitig können geschlossene digitale Ökosysteme auch den Wechsel von Diensten erschweren und die Interoperabilität von Diensten verschiedener Anbieter (etwa bei Nutzung mehrerer Cloud-Dienste – „Multi-Cloud“) einschränken. Der Data Act sieht neue Verpflichtungen in diesem Bereich vor, die sowohl für große Plattformen als auch für Telekomunternehmen, die Cloud-Dienste anbieten relevant sind. Die RTR.Telekom.Post stellt ein eigenes Informationsangebot zum Data Act bereit.

Bei der Bereitstellung von Plattformdiensten kann der Zugang zu hochqualitativen Daten aus mehreren Quellen einen wichtigen Wettbewerbsvorteil gegenüber Konkurrenten generieren oder neue Dienste und Märkte erst ermöglichen. Künstliche Intelligenz (KI) spielt oft eine wichtige Rolle in der Verarbeitung und Analyse dieser Daten sowie der Schaffung neuer Daten und Dienste. Der AI Act behandelt den Einsatz dieser Technologien. Die in der RTR eingerichtete Servicestelle für Künstliche Intelligenz dient als Ansprechpartner und Informationshub einer breiten Öffentlichkeit zum Thema KI. Die im Auftrag der RTR erstellte Studie zum Einsatz von KI im österreichischen Telekommunikationssektor zeigte auf, dass dieser eine Spitzenposition in der Digitalisierung sowie in der Nutzung von Data Science einnimmt. Telekombetreiber verfügen über etablierte Data Warehouses und vieleDaten aus dem Netzbetrieb − eine wichtige Grundlage, um fortschrittliche KI effektiv einzusetzen.

OTTs und Plattformen sind Unternehmen, die wesentlichen Einfluss auf den Wettbewerb in Märkten für elektronische Kommunikationsdienste haben. Nationale Regulierungsbehörden wie die TKK oder RTR.Telekom.Post haben unter anderem die Aufgabe, den nachhaltigen Wettbewerb zwischen elektronischen Kommunikationsdiensten sicherzustellen. Um dieser Aufgabe nachzukommen, ist eine laufende Beobachtung der Märkte erforder­lich, um bei Bedarf auch regulatorisch eingreifen zu können. Zu den Zielen des Europäischen Kodex für elektronische Kommunikation (EECC) und des österreichischen Telekommunikationsgesetzes 2021 gehört zum Beispiel neben der Förderung der Interoperabilität dieser Dienste auch der Ausbau und die Nutzung von Netzen mit sehr hoher Kapazität sowie die Bereitstellung innovativer und erschwinglicher Dienste durch Angebotsvielfalt und Wettbewerb. Speziell bei nummernunabhängigen Kommunikations­dien­sten, wie etwa den meisten Instant Messengern, kann die Regulierungsbehörde in Abstimmung mit der Europäischen Kommission und anderen Behörden bei Vorliegen gewisser Voraussetzungen eine Inter­ope­rabilitätsverpflichtung auferlegen, wie sie auch für Sprachtelefoniedienste gegeben ist. Der DMA legt Gatekeepern die Interoperabilität ihrer nummernunabhängigen interpersonellen Kommunikationsdienste in Basis-Funktionen auf. Die Europäische Kommission kann dabei BEREC konsultieren.

Ein wesentlicher Teil der regulatorischen Arbeit zu Plattformen und Gatekeepern ist somit auch die internationale Zusammenarbeit in BEREC und anderen Gremien. BEREC ist eines der sechs europäischen Netzwerke bzw. Gremien, welche die hochrangige Gruppe bzw. High Level Group des DMA bildet. Sie berät und unterstützt die Europäische Kommission in der Vollziehung des DMA. Der Geschäftsführer des Fachbereichs Telekommunikation und Post der RTR, Klaus M. Steinmaurer, ist derzeit eines der sechs Mitglieder, welches BEREC an die hochrangige Gruppe entsendet.

Die TKK und RTR.Telekom.Post sind weiters mit dem Vollzug der Netzneu­tralitätsregeln betraut und gewährleisten auch die Funktion des Internets als Innovationsmotor durch eine Aufsicht der kommerziellen und technischen Bedingungen (Gestaltung) der Netze. 

Studien und Arbeiten der RTR


Konsultation der Europäischen Kommission zur ersten Evaluierung des Digital Markets Act

Die Europäische Kommission hat im Juli 2025 um Stellungnahmen  zur Evaluierung des DMA ersucht. Diese sollten etwa bewerten, ob die Ziele der Verordnung, nämlich die Gewährleistung bestreitbarer und fairer Märkte, erreicht wurden und ob Verpflichtungen des DMA geändert werden müssen. Das Gremium europäischer Regierungsstellen für elektronische Kommunikation (BEREC) kam dieser Aufforderung nach, die RTR.Telekom.Post leistete dazu aktiv Beiträge in diesem Prozess. Die Stellungnahme von BEREC konzentriert sich auf Empfehlungen zu nummernunabhängigen interpersonelle Kommunikationsdiensten, Cloud-Diensten und KI im Zusammenhang mit dem DMA. 

Stellungnahme von BEREC


Einsatz von KI im österreichischen Telekommunikationssektor

Der Telekommunikationssektor ist Vorreiter bei Digitalisierung und Data Science und bietet damit gute Grundlagen für den Einsatz von fortgeschrittener KI. Eine im Auftrag der RTR im September 2024 veröffentlichte Kurzstudie von WIK-Consult zeigt, in welchen Bereichen österreichische Telekombetreiber KI bereits einsetzen oder planen, etwa im Kundenmanagement, Kundenservice und Netzbetrieb. Zudem werden Herausforderungen und die Rolle von Regulierung und Standardisierung beleuchtet.

Einsatz von KI im österreichischen Telekommunikationssektor


Mehr als nur Textnachrichten: Vielfältige Funktionalitäten von Messengern

Die RTR.Telekom.Post erhob im Juni und Juli 2024 50 Funktionen bei verbreiteten Messengern wie WhatsApp, Signal und Telegram. Die dabei gewonnenen Informationen ermöglichen einen besseren Vergleich zwischen den verschiedenen Anbietern und tragen zur Diskussion über die Interoperabilität von Messengern im Rahmen des Digital Markets Act (DMA) bei.

Mehr als nur Textnachrichten: Vielfältige Funktionalitäten von Messengern


Konsultation der Europäischen Kommission zu "Wettbewerb in virtuellen Welten und generativer KI"

Die Europäische Kommission hat Anfang 2024 in Ihrer Konsultation "Competition in virtual worlds and generative AI" um Erfahrungen und Einschätzungen ersucht. Sowohl das Gremium europäischer Regierungsstellen für elektronische Kommunikation (BEREC) als auch RTR.Telekom.Post sind dieser Aufforderung nachgekommen und haben jeweils eine Stellungnahme an die Europäische Kommission übermittelt. Diese sind untenstehend zum Download abrufbar.

Stellungnahme der RTR.Telekom.Post Stellungnahme von BEREC


Nutzung von Kommunikationsdiensten im Internet

Der Bericht Nutzung von Kommunikationsdiensten im Internet bereitet Daten zur Nutzung von Internettelefonie-, Videotelefonie- bzw. Videokonferenz-, Messenger-, sowie E-Mail-Diensten in Österreich auf. Er basiert auf einer 2022 durchgeführten repräsentativen Umfrage, welche umfangreiche Daten zur Nutzung dieser Dienste sowie der SMS und der klassischen Telefonie erfasste.

Nutzung von Kommunikationsdiensten im Internet


Wechselbarrieren bei wesentlichen Diensten des Internets

Der Bericht Wechselbarrieren bei wesentlichen Diensten des Internets untersuchte anhand einer Umfrage unter österreichischen Nutzerinnen und Nutzern das Wechselverhalten beim Handytarif-Anbieter sowie bei Messengern, Browsern und Suchmaschinen am Handy. Dazu wurden mittels einer repräsentativen Umfrage im Jahr 2021 die wichtigsten Auswahlkriterien bei der Entscheidung für einen Dienst, Gründe für und gegen den Wechsel und Barrieren beim Wechsel zu einem alternativen Anbieter erhoben.

Wechselbarrieren bei wesentlichen Diensten des Internets


Single-Sign-On-Dienste: Überblick und aktuelle Entwicklungen

In der Studie "Single-Sign-On-Dienste: Überblick und aktuelle Entwicklungen" aus 2021 untersuchte RTR.Telekom.Post die Märkte, auf denen Single-Sign-On-Dienste (wie etwa "Mit Apple anmelden") in Österreich und Europa agieren, sowie die rechtlichen und technischen Änderungen, die für einschlägige Angebote relevant sind bzw. sein werden.

Single-Sign-On-Dienste: Überblick und aktuelle Entwicklungen


Monitoring Interpersonelle Kommunikationsdienste mit Fokus auf Instant Messaging

In der Studie Monitoring Interpersonelle Kommunikationsdienste mit Fokus auf Instant Messaging untersuchte RTR.Telekom.Post 2020 unter Einbindung der Bundeswettbewerbsbehörde diese Dienste anhand empirischer Daten zur Nutzung in Österreich, ihre Einbettung in größere digitale Ökosysteme und entwickelt eine erste wettbewerbliche Analyse.

Monitoring Interpersonelle Kommunikationsdienste mit Fokus auf Instant Messaging


Monitoring von digitalen Kommunikations-Plattformen und Gatekeepern des offenen Internetzugangs

Das in Kooperation mit der Bundeswettbewerbsbehörde 2020 verfasste Methodendokument Monitoring von digitalen Kommunikations-Plattformen und Gatekeepern des offenen Internetzugangs soll als Grundlage für Erhebungen und wettbewerbliche Bewertungen im Zusammenhang mit Kommunikations-Plattformen dienen. Diese Methodik soll eine rasche Erstbeurteilung hinsichtlich wesentlicher Aspekte und allfälliger volkswirtschaftlich nachteiliger Entwicklungen ermöglichen. Das Methodendokument wurde Anfang 2022 mit Erkenntnissen aus der Anwendung ergänzt bzw. überarbeitet. Die gesetzlichen Regelungen im Kartellgesetz und in der politischen Einigung zum europäischen Digital Markets Act (DMA) wurden berücksichtigt.

Monitoring von digitalen Kommunikations-Plattformen und Gatekeepern des offenen Internetzugangs


Zur Offenheit des Internets: Betriebssysteme, Apps und App Stores

In der 2019 veröffentlichten Studie Zur Offenheit des Internets: Betriebssysteme, Apps und App Stores befasste sich RTR.Telekom.Post eingehend mit Wettbewerbsfragen im Zusammenhang mit den genannten digitalen Ökosystemen auf Basis einer repräsentativen Umfrage zur Nutzung digitaler Dienste auf mobilen Endgeräten sowie Gesprächen mit Entwicklern von Apps zu allfälligen Restriktionen von App Stores.

Zur Offenheit des Internets: Betriebssysteme, Apps und App Stores


Veranstaltungen


Wir freuen uns über Feedback zu den vorgestellten Ansätzen und unseren Vorhaben an: rtr@rtr.at