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Kapitel 1: Auswirkungen

Smartphones nachhaltiger nutzen – aber wie?

Mit der Nachhaltigkeit unserer Handlungen und Lebensweise setzen sich derzeit viele auseinander. Oft haben wir den Eindruck, dass Veränderungen notwendig sind, die für eine Einzelperson viel zu groß sind. Manchmal können wir aber auch durch einfache Maßnahmen einen Beitrag zu einem sorgsamen Umgang mit Umwelt und Ressourcen beitragen. Wir wollen Ihnen auf diesen Seiten die wichtigsten Informationen rund um Nachhaltigkeit und Smartphones in die Hand geben und auf hilfreiche Werkzeuge hinweisen.

Was macht ein Smartphone schon aus?

Über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg verursachen Smartphones ca. 37 kg CO2-Äquivalente (zwischen 16-110 kg CO2-Äquivalente je nach Modell). Im Vergleich zu anderen Elektrogeräten ist ihr CO2-Fußabdruck insgesamt geringer. Bei Smartphones ist die Herstellung von Smartphones für ca. 35-92% des Ausstoßes von CO2-Äquivalenten verantwortlich (also ca. 5-100 kg CO2-Äquivalente): damit zeigt sich, dass der Transport, der Betrieb und die Entsorgung vergleichsweise geringere Auswirkungen haben. Viele dieser CO2-Äquivalente entstehen durch den Stromverbrauch in der Produktion: Zwischen 2007 und 2017 wurden ca. 968 Terawattstunden für die Herstellung von Smartphones eingesetzt – das entspricht dem Stromverbrauch Indiens im Jahr 2014. 

Die Infografik fasst den Fließtext zusammen und beschreibt die Auswirkungen, die Smartphones auf die Umwelt haben.
Die Auswirkungen von Smartphones auf die Umwelt sind beachtenswert. © RTR

Aber CO2-Äquivalente sind nicht die einzigen Umweltauswirkungen von Smartphones. Ein ca. 129g schweres Smartphone verbraucht in der Herstellung 34 kg Stein, 18 m² Land und 12.760 Liter Wasser – die Produktion eines einzigen Smartphones braucht daher genauso viel Wasser wie 63 Wiener:innen an einem Tag.

Insgesamt enthalten Smartphones bis zu 75 Elemente bzw. Rohstoffe, wie z.B. Plastik, Aluminium, Kupfer, Stahl, Magnesium, Lithium, Silber, Gold und Platin. Außerdem besteht ein Smartphone im Durchschnitt zu 7% aus kritischen Rohmaterialien wie z.B. Palladium, Kobalt oder Iridium. Diese Rohstoffe wachsen nicht nach, sind schwierig zu extrahieren und daher mit hohen Umweltkosten behaftet. Einige davon, wie z.B. Gold und Kupfer, können mit vergleichsweise wenig Aufwand wiedergewonnen werden, während bei anderen Recyclingverfahren erst entwickelt werden.

Das besondere an Smartphones ist eigentlich, dass es so viele davon gibt: wir haben mit ca. 700 Millionen Smartphones mehr alte Handys in Schubladen schlummernd als Menschen in Europa (450 Millionen Einwohner:innen). Alleine in Österreich gibt es mit 10 Millionen Smartphones mehr Handys im „Winterschlaf“ als Einwohner:innen. Während die Umwelt-Auswirkungen pro Smartphone gering scheinen, wiegt die schiere Menge an Smartphones auf unserer Umweltbilanz durch den Fußabdruck der Herstellung. 

Übrigens: Auch die Arbeiterkammer hat eine gute Broschüre zu den Nachhaltigkeitsaspekten von Smartphones entwickelt. 

Ein Smartphone-Leben lang

Smartphones sind für die meisten von uns treue Begleiter unseres Lebens. Und doch wechseln wir unsere Begleiter erstaunlich oft: 2015 ergab eine Umfrage der Arbeiterkammer, dass Smartphones im Durchschnitt nur 2,7 Jahre genutzt werden. Zum Glück scheint sich in der Zwischenzeit die Nutzungsdauer zum Glück wieder etwas zu verlängern. Denn angesichts des Kohlendioxid-Ausstoßes und der Ressourcenintensität der Herstellung müssen wir versuchen, unsere Smartphones so lange wie möglich zu nutzen. Wenn alle Menschen in Europa ihr Smartphone um ein Jahr länger nutzen würden, könnten wir:

  • 2,1 Millionen Tonnen CO2 bis 2030 einsparen,
  •   das entspricht einer Reduktion des CO2e-Fußabdrucks von Smartphones um 31 Prozent und 
  •   das ist wie eine Million Autos ein ganzes Jahr lang nicht fahren zu lassen;
  • 27 Prozent der von Smartphones verbrauchten Primärenergie einsparen;
  • 29 Prozent des Wasserverbrauchs von Smartphones einsparen.
Die Infografik fasst den Fließtext zusammen und erklärt, wie viel Ressourcen wir einsparen können, wenn wir in Europa unser Smartphone nur ein Jahr lang länger nutzen.
Durch längere Nutzung des Smartphones lässt sich schon jede Menge an Ressourcen einsparen. © RTR

Das bringt uns zu einer wichtigen Frage: Wie lange lebt ein Smartphone eigentlich? Für uns ergibt sich die Lebensdauer eines Smartphones aus drei Aspekten: Erstens kommt die Hardware, d.h. der Bildschirm, der Akku, das Gehäuse, die Ports und alles, was man angreifen kann. Dann kommt aber noch eine Komponente, nämlich die Software, also das Betriebssystem sowie die darauf aufbauenden Apps. Schließlich gibt es noch die Kompatibilität des Smartphones mit den Telekomnetzen, also mit der weiteren Infrastruktur.

Zum Glück können wir Smartphones weiter nutzen, auch wenn es neue Mobilfunkgenerationen gibt. In den seltensten Fällen wird ein Smartphone obsolet, weil eine ältere Mobilfunkgeneration nicht mehr bedient wird. Viel öfter kehrt das Lebensende eines Smartphones deshalb ein, weil der Akku defekt oder der Bildschirm kaputt ist. Aber viele werden auch sicher schon die Erfahrung gemacht haben, dass z. B. ihre Mobile-Banking-App den Dienst verweigert hat, weil der Smartphone-Hersteller Updates des Betriebssystems nicht mehr anbietet.

Für uns ist die Software-Lebensdauer die harte Grenze für die herkömmliche Smartphone-Nutzung: Sobald Updates des Betriebssystems nicht mehr durchgeführt werden können, entstehen gefährliche Sicherheitslücken. Je nach Hersteller sind Smartphones daher für zwischen zwei und sieben Jahren „haltbar“.

Im Jahr 2025 werden Hersteller dazu verpflichtet, Software-Updates für mindestens fünf Jahre bereitzustellen. Einige bieten das jetzt schon an, die meistens aber nur für die neuesten Geräte. Vor dem Kauf lohnt sich daher eine kurze Recherche, um die Lebensdauer des Smartphones besser einschätzen zu können, egal ob refurbished oder neu.

Wie sorge ich für ein langes Leben für mein Smartphone?

Es liegt an uns, das Smartphone bis ans Ende der Software-Lebensdauer zu nutzen. Um das zu ermöglichen, können wir uns einige einfache Handlungen angewöhnen, die die Hardware und Software schonen. 

Die Infografik fasst den Fließtext zusammen und erklärt, wie man die Lebensdauer des Smartphones verlängern kann.
Ein paar einfache Tricks verlängern schon die Lebensdauer des Smartphones. © RTR

Am leichtesten gelingt das beim Akku. Je nachdem, wie und wie oft Akkus aufgeladen werden, können sie nämlich schneller kaputt gehen. Der Akkustand sollte immer zwischen 20 und 80 Prozent liegen, um die Leistung des Akkus möglichst lange zu gewährleisten. Denn Teilladungen schaden Lithium-Ionen-Akkus nicht. Im Gegenteil sind es extreme Ladungsverhältnisse (ganz voll oder ganz leer), welche den Akku schnell altern lassen.

Auch das Laden über Nacht sollte man möglichst vermeiden, denn dadurch lädt das Handy bis 100 Prozent auf. Falls doch, nutzen Sie am besten adaptives Laden: Damit wird der Akku möglichst schonend geladen. Am besten aber schaltet man das Smartphone nachts aus (falls es sich mit dem Wecker wieder einschaltet), um die Entladung des Akkus zu verhindern oder versetzt es in den Flugmodus.

Wir können auch viele weitere Maßnahmen setzen, um den Akku zu schonen. Es lohnt sich z. B., Apps im Hintergrund auszuschalten, damit sie keine Akkuleistung und Arbeitsspeicher beanspruchen. Welche Apps am meisten am Akku zehren, sieht man im Normalfall in den Systemeinstellungen unter dem Menüpunkt „Batterie“ oder „Akku“.

In der Regel zehren gewisse Anwendungen stärker am Akku, wie z. B. die Standortbestimmung. Diese Funktionen sollten wir nur dann einschalten, wenn wir sie gerade verwenden. Es lohnt sich auch, die WLAN-Funktion auszuschalten, wenn man sie gerade nicht braucht bzw. die Datenverbindung zu unterbrechen, wenn man gerade im WLAN unterwegs ist. Dadurch nimmt die Suche nach Netzwerken keinen Einfluss auf den Akkustand. Auch die automatische Anpassung der Bildschirmhelligkeit ist eine gute Idee, denn der Bildschirm beansprucht in der Regel sehr viel Energie. Aus diesem Grund sind Videos auch energieintensiver als z. B. Text. Und zu guter Letzt: Der Vibrationsmodus beansprucht in der Regel mehr Energie und sollte daher eher ausnahmsweise eingesetzt werden.

Neben dem Akku sollten wir auch darauf achten das Smartphone regelmäßig zu putzen, um das Eindringen an Partikeln z. B. über die Ports zu verhindern. Aber Achtung: Alkoholhaltige Reinigungsmittel schaden dem Bildschirm, daher sollten sie eher vermieden werden. Stattdessen können Reinigungsmittel mit Öko-Labels verwendet werden, z. B. Ecocert, EU Ecolabel oder Sustainable Cleaning. 

Außerdem ist es ratsam, sowohl einen Bildschirmschutz aus temperiertem Glas als auch eine Hülle für das Smartphone einzusetzen. Mit dieser einfachen Maßnahme lassen sich massive Schäden am empfindlichen Smartphone-Bildschirm oft vermeiden.

Gleichzeitig empfiehlt es sich auch immer wieder die Software zu warten, indem z. B. Updates regelmäßig installiert werden und Speicherplatz freigeräumt wird. Manche Apps haben eine Lite-Version und alternativ können viele Anwendungen auch über den Browser genutzt werden. Dazu gehört aber auch, sorgsam mit dem Arbeitsspeicher umzugehen und Anwendungen im Hintergrund zu schließen.

Ein sorgfältiger Umgang mit der Software unseres Smartphones ist wichtig. Denn unsere Nutzungserfahrung spielt eine große Rolle bei unserer Entscheidung, ob es Zeit für ein neues Smartphone ist. Je besser wir darauf achten, die Leistung unseres Smartphones zu erhalten, desto länger bleiben wir zufrieden mit dem Endgerät. 

Welche Auswirkungen hat die Nutzung meines Smartphones?

Smartphones verbrauchen täglich ca. drei Watt an Strom durch das Aufladen. Aber im Hintergrund entsteht das 20-fache an Energieverbrauch durch die Nutzung von Telekomnetzen, Rechenzentren und Content-Distribution-Nodes (CDNs). Bei einer Stunde täglicher Nutzung entstehen 63 kg CO2 im Jahr und bei zehn Stunden täglicher Nutzung entstehen im Durchschnitt 86 kg CO2 pro Jahr. Hier sehen wir schon sehr gut, dass diese Dienste im Hintergrund sehr wohl Auswirkungen auf unsere Umwelt haben. Im Durchschnitt nutzen wir unser Smartphone übrigens 195 Minuten pro Tag und damit belaufen sich die CO2 Emissionen auf 69 kg jährlich.

Wenn man das Internet über das Festnetz bzw. WLAN nutzt, entsteht ein geringerer Stromverbrauch pro GB als beim Mobilnetz. Aber es kommt auch darauf an, wofür man das Internet nutzt. Beim Download größerer Dateien ist nämlich der "throughput" ausschlaggebend für den Energieverbrauch und dieser ist bei WLAN-Nutzung auf mobilen Endgeräten wesentlich höher.

Im Vergleich zu anderen Geräten verbrauchen Smartphones viel weniger Strom. Unter anderem deshalb, weil der Bildschirm vergleichsweise klein ist. Allerdings sollte man auch bedenken, dass jede Ladung den Akku abnutzt. Deshalb ist es wichtig so schonend wie möglich mit dem Akku umzugehen. Nicht der Stromverbrauch des Smartphones, sondern der Ressourcenverbrauch im Zusammenhang mit der Produktion neuer Akkus ist das größere Umweltproblem.

Den höchsten Energieverbrauch lösen Videos aus. Geschätzt sind Videos für 300 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr verantwortlich. Das entspricht ca. einem Prozent des weltweiten CO2-Vebrauchs. Vor zehn Jahren kam eine Google Suche 0,2 g an CO2-Emissionen gleich, während Google 2019 schätzte, dass ein:e durchschnittliche:r Nutzer:in ca. 2,9 kg CO2 pro Jahr verursacht. Im Vergleich dazu kommt ein Taschenbuch auf einen Kilogramm CO2 und eine Wochenendzeitschrift auf zwischen 0,3 und 4,1 kg CO2-Äquivalente.

Am wenigsten energieintensiv ist die SMS mit insgesamt 0,014g CO2 im Rucksack. Im Vergleich dazu komme ein Tweet auf 0,2 g CO2. Eine Minute Telefonieren im Mobilfunknetz löst etwas mehr CO2-Emissionen aus als eine Kurznachricht. Videokonferenzen hingegen haben einen größeren ökologischen Fußabdruck: Eine einstündige Videokonferenz mit zwei Teilnehmenden löst ca. 135 g CO2-Äquivalente aus.

Während die Nutzung aller Internet-Dienste mit Umweltauswirkungen verbunden ist, sehen wir gleichzeitig auch, dass jede Nutzungsart auf unterschiedliche Weise auf die Umwelt wirkt. Wenn wir uns zum Beispiel die täglichen planetaren Grenzen jeder Person hernehmen, dann haben 40 E-Mails mit einem MB im Anhang an zwei Empfänger:innen, aufbewahrt für zwei Jahre, den geringsten Verbrauch mineralischer, metallischer und fossiler Ressourcen. Im Hinblick auf die Klimakrise brauchen diese E-Mails hingegen ganze 7,32 Prozent unseres täglichen planetaren Budgets. 

Nachhaltigere Nutzung digitaler Dienste bedeutet kein Verzicht darauf, sondern ein bewusster Umgang mit den Diensten. Videokonferenzen sind weniger CO2-intensiv als eine Dienstreise. Aber eine Videokonferenz zwischen fünf Personen an angrenzenden Tischen ist aus Umweltsicht keine so gute Idee.